Wenn es nach BMW Motorrad geht, heißt die Roller-Zukunft BMW CE 04. Der Name steht für den neuen, bis zu 42 PS starken, elektrischen Großroller der Bayern mit einer maximalen Reichweite von 130 Kilometern (WMTC-Norm). Kostenpunkt: ab 11.990 Euro. Der Nachfolger des C Evolution ist für den urbanen Bereich ausgelegt und soll der perfekte Begleiter für Pendler sein.
Grund genug für AUTO BILD, dem einzigartigen Gerät in einem vierwöchigen Alltagstest auf den Zahn zu fühlen: Wie kommt der BMW CE 04 mit den täglichen Anforderungen von vier verschiedenen Fahrern klar? Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen? Was fällt den beteiligten Testern positiv auf? Was gefällt ihnen nicht?
Das Fahrprofil von Tester Lars Hänsch-Petersen
Lars Hänsch-Petersen macht den Anfang: Der Redakteur wohnt in Hamburg, sieben Kilometer vom Verlagsgebäude entfernt. Zum Sport fährt er auf dem kürzesten Weg 7,2 Kilometer weit. Zum Lieblingscafé sind es wenige Hundert Meter. Wenn Kollege Hänsch-Petersen im Großraum Hamburg Freunde besucht, kommen schon mal 25 Kilometer einfache Strecke zusammen.
Das gefällt mir am BMW CE 04
Als Erstes: die Optik. Ich mag es, wenn Hersteller was Eigenes zaubern, statt mit dem Massengeschmack mitzuschwimmen. Der CE 04 ist ein Hingucker. An der Ampel gibt es bewundernde Blicke und hochgereckte Daumen von Passanten. Die Sitzposition und die Ergonomie passen gut. Ich sitze bequem und kann bei Stopps beide Füße stabil auf den Boden stellen.
Der Schwerpunkt ist niedrig und der Radstand lang. Das sorgt für eine gute Fahrstabilität und lässt den CE 04 satt abrollen. Das TFT-Display ist den Machern echt gelungen. Es begeistert mit einer tollen Auflösung und ist auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Wer schon mal ein Zweirad von BMW gefahren ist, fühlt sich im Menü sofort zu Hause. Alle anderen erschließt sich die Logik mit wenigen Klicks.
Das Konzept leuchtet mir ein: Man nehme 40 Akkuzellen aus dem Pkw-Bau und konstruiere einen schmucken Roller drumherum. Das ist bereits beim C Evolution aufgegangen und funktioniert beim CE 04 mindestens genauso gut.
Das Fahrverhalten und die Abstimmung passen zum Namen BMW. Der CE 04 liegt gut in der Hand und fährt schön präzise. Man kann herrlich dynamisch durch den Verkehr flitzen und fühlt sich nach ein paar Kilometern wie der Vespa-Pilot aus dem italienischen Fernsehfilm. Die maximalen 42 PS beschleunigen den Bayern auf bis zu 120 km/h. Damit kommt man sich garantiert nicht wie ein Verkehrshindernis vor.
Der Fahrmodus "Road" bietet die größte fahrerische Bandbreite
Von den Fahrmodi sagt mir "Road" am meisten zu. Da geht alles von gemütlich bis flink. Der Modus bietet aber vor allem den Vorteil, dass der CE 04 an der Ampel nicht losmarschiert wie irre. Der Fahrer vor einem braucht ja doch mal eine Extrasekunde, bis er das grüne Licht gesehen hat. Nicht kuppeln zu müssen, hat seinen eigenen Reiz. Den CE 04 kann man an der Wallbox, der Ladesäule und der Steckdose laden.
Das gefällt mir am BMW CE 04 nicht
Auch wenn ich weiß, warum man den Akku des CE 04 nicht zum Laden herausnehmen kann, bedauere ich es. Meine Wohnung liegt im dritten Stock und ich habe keine Chance, den BMW zu Hause zu laden. Klar, es gibt in Hamburg zahllose Ladesäulen. Aber die sind gerne mal belegt, zugeparkt oder es funktioniert irgendwas nicht. Dafür kann BMW nichts, es schränkt meine Mobilität aber potenziell ein.
Warum hat der CE 04 keine Berganfahrhilfe?
Darüber hinaus vermisse ich eine Berganfahrhilfe wie bei der BMW GS. Der CE 04 bringt 231 Kilogramm auf die Waage. Um die leichter handhaben zu können, gibt es einen Rückwärtsgang. Aber wenn ich an einer Steigung stehe, muss ich den Roller mit der Bremse am Wegrollen hindern. Das ist kein Drama. Es wirft bei mir aber die Frage auf, warum die Programmierer diesen kleinen Extra-Schritt nicht gegangen sind.
Apropos Rückwärtsgang: Wenn ich zurücksetzen will, kann ich links am Lenker einen Knopf gedrückt halten und dann rechts Gas geben. So weit, so logisch. Mir gefiele es aber besser, wenn der Knopf für den Rückwärtsgang einrasten würde. Denn so kann ich abrutschen und der Roller macht dann unwillkürlich einen kleinen Satz nach vorne.
So ist das CE-04-Fahren zu zweit
Für eine Person ist der BMW CE 04 ein super Gefährt. Ist man zu zweit unterwegs, schwächelt er ein bisschen beziehungsweise es zeigt sich, wo das spacige Design in Details zulasten der Praktikabilität ging.
Größter Kritikpunkt: Der Höcker in der Mitte der Sitzbank. Der gehört ans Ende, damit der Beifahrer ein Gefühl dafür bekommt, wo die Sitzbank endet. Aktuell klammert sich der eine oder die andere beim Anfahren schon mal panisch an der Person hinter dem Lenker fest.
Der Lack direkt oberhalb der Fußrasten für den Sozius ist schick und bei weichen Sneakern völlig unproblematisch. Sitzt hinten aber beispielsweise eine Dame, deren Stiefel Reißverschlüsse haben, kann es Kratzer geben.
Es braucht einen zusätzlichen Aufbewahrungsort für den Helm
In das Fach unter dem Sitz passt wahlweise ein Helm oder das Ladekabel. Fahre ich durch die Stadt und habe das Ladekabel dabei, muss ich mich bei einem Stopp entscheiden, ob ich den Helm oder das Kabel beispielsweise mit in den Supermarkt nehme. Das ist nicht ideal. Ich würde mich über eine beziehungsweise zwei abschließbare Helmschlaufen am Sitz freuen.
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