Ist das Kunst oder eine Racheaktion? Im August sorgte ein bepflanztes Peugeot-Cabrio in der Sobieskigasse im Alsergrund für Erstauen und Kopfschütteln, wir haben berichtet.
Nun erklärt der Besitzer des Cabrio-Beets, Christoph Schwarz (40), warum er sein Auto für mehr Grün im Bezirk geopfert hat.
"Geopfert ist da gar nichts, das Peugeot Cabriobeet 306 ist absolut fahrtüchtig", erklärt Schwarz gegenüber "Heute". Die Unterkonstruktion am Fahrersitz kann rückgebaut werden, dann stehe einer Spritztour mit Beet nichts im Wege. Dass er mit seinem Kräuter-Auto für Aufsehen sorgt, freut den Filmemacher (für seinen Essayfilm "Die beste Stadt ist keine Stadt", der multiple Sichtweisen auf die Seestadt Aspern vereint, wurde er 2020 mit dem Österreichischen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Der Film ist noch bis Ende des Jahres auf der Website von Christoph Schwarz kostenlos zu streamen) besonders: "Es gab ein überwältigendes Echo hier im Grätzl. Viele bleiben stehen und machen ein Foto, das Cabrio ist Gesprächsthema und öffnet plötzlich einen Raum, in dem sich Menschen begegnen".
Kräuterbeet im Auto als Zeichen für Neunutzung des öffentlichen Raums
Für Schwarz ist das große Interesse auch ein Zeichen, dafür "wie dringend wir in der Stadt mehr Kommunikationsräume bräuchten, in denen kein Konsumzwang herrscht und man gerne verweilt". Der Platz dafür wäre rechnerisch da, doch dafür müssten sich die Wiener mittelfristig von einem Teil der 700.000 Autos in der Stadt verabschieden, erklärt Schwarz.
Mit seinem Cabrio-Beet will Schwarz die Wiener auch dazu einladen, Wien mit neuen Augen zu sehen und Überlegungen anregen, wie "wir mit dem knappen Gut öffentlicher städtischer Raum umgehen wollen". Daneben ist der mobile Minio-Garten auch ein direktes Angebot an die Nachbarschaft, sich einzubringen. "Die Kräuter können geerntet und verwendet werden, ich freue mich auch, wenn jemand Lust hat, mit zu garteln und weitere Kräutersträucher einsetzt", so Schwarz. Dieser Wunsch hat auch praktische Gründe wie der Künstler eingesteht: "Mir fehlt der grüne Daumen".
Mit dem Cabrio-Beet übt Schwarz auch Kritik an der Zweckwidmung öffentlicher Räume. So ist es etwa möglich, "mit einem Auto für zehn Euro pro Monat acht Quadratmeter öffentlichen Raumes zu privatisieren". Auch der Peugeot des Cabrio-Beets ist angemeldet und verfügt über ein Parkpickerl.
Für die selbe Summe an stelle eines Fahrzeug ein Hochbeet auf den Parkplatz zu stellen, gehe aber nicht. "Dabei sollten doch genau klimafreundliche Aktivitäten im öffentlichen Raum gefördert werden", betont der Alsergrunder. Und stellt klar: "Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es geht nicht darum, Autobesitzerinnen und Autobesitzer individuell anzuklagen". Viel mehr gehe es darum, eine mutige Politik zu machen, die "massiv in Carsharing-Lösungen investiert, die öffentliche Verkehrsmittel kostenlos anbietet und aufhört, Milliarden in große Straßenbauprojekte zu versenken", erklärt Schwarz.
Das bepflanzte Cabrio in Alsergrund war als Gemeinschaftsprojekt für den Bezirk gedacht. Irgendjemandem scheint es aber ein Dorn im Auge zu sein.
Mit seinem bepflanzten Cabrio wollte Künstler Christoph Schwaz eigentlich zeigen, wie man "mit einem Auto für zehn Euro pro Monat acht Quadratmeter öffentlichen Raumes privatisieren" kann – "Heute" berichtete. Das Beet im Peugeot darf von allen gerne benutzt und die Kräuter geerntet werden und sorgte für viel Aufsehen im Bezirk.
Nun heißt es aber: Aus der Blumen-Traum im Alsergrund. Irgendjemandem schienen die Kräuter im Cabrio nicht zu schmecken – das bepflanzte Auto kassierte eine Anzeige und soll bald abgeschleppt werden. Dies wird zumindest mit einem am Peugeot angebrachten Zettel der MA48 verkündet.
Mysteriöse Strafe wirft Fragen auf
Zuständig fühlt sich hier allerdings keiner. Weder die Stadt Wien, noch die Polizei konnten nähere Auskunft zur Parkstrafe für das gut gemeinte Kunstprojekt geben. Dabei ist das Cabrio voll fahrtüchtig. Besitzer Christoph Schwaz erzählt, man könne die Unterkonstruktion am Fahrersitz einfach zurückbauen und losdüsen. Theoretisch könnte der Künstler also der drohenden Strafe einfach davonfahren.
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