Weiterhin Ausnahmezustand in vielen Teilen des Landes: Nachdem die Unwetter am Samstagabend vor allem Hallein und Mittersill in Salzburg sowie Kufstein in Tirol getroffen und für massive Überflutungen gesorgt hatten, spitzt sich die Lage nun eher im Osten zu.
In der Nacht wird es im Großteil Österreichs aber trocken.
Die Lage in den betroffenen Gebieten ist weiter angespannt, von Entwarnung kann noch keine Rede sein. Bis in die Nachtstunden war mit weiterem Starkregen zu rechnen. Pegel von Flüssen und Bächen steigen weiter. Die Ybbs schwoll am Nachmittag rasant an - eine Gewitterlinie bringt immer neuen Regen. In Neuhofen an der Ybbs und Ferschnitz im Bezirk Amstetten wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Feuerwehr appellierte an die Bewohner, nicht in die Keller zu gehen. Erst in den Nachtstunden soll sich die Situation beruhigen.
Indessen gingen die Pegel vieler Flüsse im Westen und in den zentralen Landesteilen bis Sonntagabend wieder zurück. Langsam begann etwa im Mühl- und im Waldviertel am Abend trockenere Luft einzusickern.
Kufsteiner Bürgermeister: „Noch nie erlebt“
In Hallein ist der Zivilschutzalarm aber weiterhin aufrecht, für Mittersill gilt Alarmstufe zwei. In Kufstein war in der Nacht ebenfalls Zivilschutzalarm ausgerufen worden, wurde am Sonntagvormittag aber aufgehoben. „Die Innenstadt steht in einer Form unter Wasser, wie wir es noch nie erlebt haben“, berichtet Martin Krumschnabel, Bürgermeister von Kufstein. Ein Katastrophenzug sei bereits in Kufstein eingetroffen. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, das Stadtgebiet zu meiden.
Keine rasche Entspannung in Sicht
Von einer raschen Entspannung der Hochwassersituation in weiten Teilen des Landes war zunächst nicht auszugehen. „Kleine Bäche und Zubringer der größeren Flüsse zwischen dem Tiroler Unterland, dem Pinzgau-Pongau und dem Tennengau bleiben bis zum Abend im Hochwasserbereich“, warnte etwa die Unwetterzentrale. Vor allem entlang der Salzach (siehe Video unten) war mit hohen Pegelständen zu rechnen.
Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Donau
Der Pegelstand der Donau erreichte im niederösterreichischen Bezirk Krems am Nachmittag die Hochwasseralarmstufe. Er erwarte trotzdem keine großen Überschwemmungen, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger, Vorbereitungen zum Hochwasserschutz würden in den Gemeinden entlang der Donau aber getroffen. Auch entlang des Inn wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet.
Für die Bevölkerung an der Donau bestehe keine Gefahr, teilte auch die Feuerwehr Krems mit. Die Alarmierung erfolge plangemäß ab einem gewissen Wasserstand und lege die Schritte fest, die seitens der Behörden und der Feuerwehr gesetzt werden müssen. Dazu zähle etwa der Aufbau eines Hochwasserschutzes und die Sperrung von Treppelwegen.
Überflutungen in weiten Teilen des Landes
Auch die südliche Landeshälfte von Oberösterreich ist von den Folgen der starken Regenfälle am Alpennordrand betroffen. Hier war man am Sonntag wegen ansteigender Pegelstände an Inn und Donau vor allem damit beschäftigt, den mobilen Hochwasserschutz zu errichten. Lokal kam es zu Überflutungen, Vermurungen, Hangrutschen und vollgelaufenen Kellern.
Starke Regenfälle und Gewitter sorgten auch im gesamten Wiener Stadtgebiet für Dauereinsätze der Feuerwehr (siehe Video unten). Vom frühen Samstagvormittag bis Sonntagmittag gab es „1200 Einsätze in Zusammenhang mit dem Starkregenereignis“, berichtete Feuerwehrsprecher Jürgen Figerl. Das betraf vor allem Auspumparbeiten von Kellern, Tiefgaragen oder Unterführungen. Im Süden der Bundeshauptstadt traten der Petersbach und der Liesingbach stellenweise über die Ufer. Betroffen waren auch U-Bahn-Stationen und der Kultclub U4.
Vorarlberg blieb von den Folgen der starken Regenfälle indes weitgehend verschont. In Dornbirn ging ein Bach aufgrund von Verklausungen über das Ufer und eine Häuserzeile wurde überschwemmt. In den Wohnanlagen mussten Keller und Tiefgaragen ausgepumpt werden. Im Vergleich zum Nordalpenbereich blieben die Niederschläge auch in der Obersteiermark moderat. Laut Landesfeuerwehrverband traten Bäche über die Ufer, Keller wurden überflutet, Straßen waren freizuräumen.
Mit Blick auf die prekäre Hochwassersituation im Land bereitet natürlich auch die Donau derzeit große Sorgen: In Niederösterreich wurde bereits die Hochwasserwarnstufe erreicht, in Krems wurde am Nachmittag sogar Alarmstufe ausgerufen. In Oberösterreich wurde mobiler Hochwasserschutz errichtet. Drei Männer mussten bei Enns von einer kleinen Insel gerettet werden.
Einer der Männer - ein 40-Jähriger - hatte bereits seit drei Wochen auf der Insel in der Donau campiert und dort gefischt. Seine beiden Freunde im Alter von 38 und 37 Jahren hatten ihn am Wochenende besucht und wurden vom starken Regen überrascht.
Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden am Sonntagvormittag auf die zwei geparkten Autos und eine am gegenüberliegenden Inselufer festgemachte Motorzille aufmerksam. Mithilfe eines A-Bootes wurden die Männer heil von der Insel gerettet.
Abgänge zur Donau vorsorglich geschlossen
Mittlerweile laufen die Hochwasserschutzmaßnahmen auf Hochtouren. Die Wasserstände der Donau dürften bis Mitternacht noch weiter steigen, etwa auf 1050 Zentimeter im oberösterreichischen Grein. Auch in Linz stieg die Donau am Sonntagvormittag auf 580 Zentimeter. Sämtliche Abgänge zur Donau wurden vorsorglich geschlossen und die Elemente des mobilen Hochwasserschutzdammes aufgestellt, berichtete die Stadt.
Zufahrten zur Oberen Donaustraße und zum Urfahraner Jahrmarktgelände wurden straßenpolizeilich geschlossen, Freizeit-und Skateranlagen im Donaupark gesperrt. Der derzeit prognostizierte Höchststand von 660 Zentimeter würde bedeuten, dass die Donau in ihrem Flussbett bleibe, erst ab 680 Zentimeter trete sie über ihre Ufer.
Im niederösterreichischen Bezirk Krems hatte der Pegelstand der Donau am Nachmittag bereits Hochwasseralarmstufe erreicht. Am Vormittag betrug der Stand bei der Messstelle Kienstock laut den Wasserstandsnachrichten des Landes Niederösterreich 750 Zentimeter, nachdem er am Samstag noch deutlich unter 400 Zentimeter gelegen war.
Laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger werden derzeit zwar keine großen Überschwemmungen erwartet, dennoch seien Vorkehrungen für Hochwasserschutz getroffen worden.
„Pegel in Wien steigt spürbar an“
In der Neuen Donau in Wien wurde am Sonntag aus wasserhygienischen Gründen ein Badeverbot ausgesprochen. Bei Donauhochwasser wird nämlich Wasser in die Neue Donau eingeströmt. „Inzwischen steigt auch der Pegel der Donau in Wien spürbar an“, berichtete die Unwetterzentrale am späten Sonntagnachmittag.
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