Tank-Revolution bei Aldi?

6 Jahre, 2 Monate her - 11. September 2018, autobild
Tank-Revolution bei Aldi?
Bei Aldi Süd gibt es nun auch Benzin und Diesel – an zwei Tankstellen-Automaten. Kann der Discounter-Riese mit der Bezahlmethode den Tankstellenmarkt aufmischen?

Der Benzinhahn öffnete sich zuerst in Stuttgart und in Ludwigsburg. Nach Ladestationen für Elektroautos sollen Kunden des Discounters Aldi Süd künftig auch auf einigen Parkplätzen Automaten-Tankstellen nutzen können. Geplant seien vorerst voraussichtlich zehn Standorte im Großraum München, Nürnberg und Stuttgart, teilte das Unternehmen in Mülheim mit. Das Besondere ist nicht nur der um mehrere Cent pro Liter günstigere Spritpreis, sondern auch die Vertriebsart ohne Personal, dafür aber mit Kredit- oder Girokarte. Noch ist das Netz mit Tankautomaten in Deutschland mit einigen Hundert (exakte Zahlen gibt es nicht) im Vergleich zu 14.500 klassischen Tankstellen relativ klein. Doch das könnte sich ändern.

Offenbar 200 Automatenstationen geplant

Bei Aldi Nord gibt es nach offiziellen Angaben  keine derartigen Pläne. Man verfolge jedoch "stets aufmerksam die aktuellen Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel, (...) auch außerhalb des klassischen Kerngeschäfts". Wie die "Wirtschaftswoche" berichtete, ist die Branche dennoch durchaus in Aufruhr. So blickten nicht nur die örtlichen Tankstellenpächter und -betreiber mit unguten Gefühlen auf das Pilotprojekt, bangen angesichts von Aldi-typischen Niedrigpreisen um ihr Geschäft. Bei Erfolg, so sei zu erwarten, könne sich das Experiment schnell ausweiten. Laut "Wiener Zeitung" seien langfristig 200 Automatenstationen in Deutschland geplant. Dabei betreibt Aldi Süd die Tankautomaten nicht selber, sondern stellt lediglich die Flächen auf den Parkplätzen zur Pacht zur Verfügung. Und zwar an die FE-Trading Deutschland, eine Tochter des Ölkonzerns OMV. Die betreibt bereits seit dem Jahr 2009 in Österreich Automatentankstellen und kooperiert mit dem dortigen Aldi-Süd-Ableger Hofer. In Deutschland tritt FE-Trading unter der Marke Avanti an.

Experte Bock: Bewegung im Markt

Steffen Bock, Geschäftsführer von clevertanken.de (ein Beteiligungsunternehmen des Axel Springer Auto Verlags), gibt sich noch zurückhaltend: "Bislang zeigt sich bei Aldi ein Preisunterschied von drei bis vier Cent pro Liter. Man muss abwarten, ob der Markt eine entsprechende Marge hergibt", so der Benzinpreis-Experte. Allerdings, gibt Bock zu, "bringt das Ganze Bewegung in den Markt und reißt zumindest örtlich Preislöcher". Ob sich das Modell mit Automaten zum Bezahlen durchsetze, sei schwer einzuschätzen.

Hoher Verdienst durch Ladengeschäft

Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst Deutschland (EID) hingegen hält es für möglich, dass angesichts der sich verändernden Mobilität auch die Art zu Tanken wandelt. Nicht nur bei der Elektromobilität seien einzelne Ladepunkte im öffentlichen Raum immer gefragter. Schon jetzt seien Tankautomaten an vielen genossenschaftlichen Tankstellen zu finden, auch Aral sei mit 120 ADS-Stationen (Automatic Diesel Station) in Deutschland vertreten. "Das Ganze ist ein fließendes Feld", so Wiek. Dass viele klassische Tankstellen Personal abschaffen und Läden schließen, sei indes in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Zu groß sei der prozentuale Anteil am Verdienst, den die Pächter und Betreiber mit dem Verkauf von Öl, Getränken oder Zigaretten machten.

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