Polizei-„Rennbericht“ nach illegalem Straßenrennen

3 Jahre, 6 Monate her - 11. Oktober 2020, Krone Zeitung
Polizei-„Rennbericht“ nach illegalem Straßenrennen
Ein illegales Autorennen mitten in der Stadt ist sicher nichts Lustiges - was die Berliner Polizei in einem aktuellen Fall in ihrem Bericht daraus gemacht hat, allerdings schon: Die coolen Beamten haben nach dem Hatzerl dreier Autos einen astreinen Rennbericht verfasst.

Sieger war in dem Fall - no na - das Pace Car.

Die Uniformierten kamen in ihrem Streifenwagen „an einer roten Ampel in einer einspurigen Seitenstraße" hinter drei Autos zum Stehen, deren Fahrer sich anschließend ein Rennen lieferten. Dass sie unerwünschte Zuschauer hatten, dürften sie nicht bemerkt haben. „Offenbar fixierten sich alle drei Fahrer so auf die Ampel, dass sie unseren blau-silbernen Streifenwagen nicht bemerkten", stand später im Polizeibericht.

Was dann kam - als die Ampel auf Grün sprang -, beschrieb das Social-Media-Team der Polizei im Nachhinein auf der Facebook-Seite ebenso launig wie unterhaltsam:

Das Teilnehmerfeld

Auto 1:
Ein schwarzer Mercedes behauptete aus der Poleposition gleich zu Anfang mit einem Burn-out und quietschenden Reifen die Spitze, bog ohne zu blinken nach links ab, um dann sofort nach dem Abbiegen wieder stark zu beschleunigen.

Auto 2:
Ein weißer BMW setzte sich unmittelbar hinter den Schnellstarter, beschleunigte jedoch beim Abbiegevorgang so stark, dass er links an dem bis dato Führenden vorbeiziehen konnte und die Spitze übernahm. Ob er geblinkt hat? Nein!

Auto 3:
Ein schwarzer BMW hatte von Hause aus schon eine schlechtere Ausgangssituation. Er startete an dritter Stelle, hinter ihm direkt die Polizei. Umso erstaunlicher: Er ging volles Risiko, vollzog denselben Abbiegevorgang und gab dabei ebenfalls ordentlich Gas.

Auto 4:
Ein blau-silberner Opel mit reflektierender Aufschrift „POLIZEI" und einer Blaulichtanlage auf dem Dach, entschied, sich die Sache genauer anzusehen, und nahm die Verfolgung auf.

Die Strecke
Es ging über die Hardenbergstraße, mit rasantem Tempo in Richtung Ernst-Reuter-Platz. Dieser im Polizeisprech „ERPL" genannte und „Erpel" ausgesprochene Verkehrsknotenpunkt ist ein 3-spuriger Kreisverkehr mit 5 Einfahrten, 5 Ausfahrten und zumindest tagsüber 5 Ampeln. Auf seiner begrünten Mittelinsel befinden sich zwei Springbrunnen, deren Wasserspiele Fontänen bis zu zwei Meter in die Höhe werfen. Hier musste schon das ein oder andere Auto von der Mittelinsel gefischt werden.

Der Rennverlauf
Auto 3 ließ sich schon nach wenigen Metern zurückfallen und normalisierte seine Geschwindigkeit wieder auf weitverbreitete Höhe. Die beiden anderen lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie fuhren mit fast 100 km/h ungebremst ohne Rücksicht auf andere vorfahrtberechtigte Autos und vor allem auf andere Verkehrsteilnehmende in den Kreisverkehr hinein. Ein weißer Transporter musste eine starke Gefahrenbremsung machen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Der blau-silberne Streifenwagen zog jetzt alle Register, mutierte zu einer Art „Safety Car" und setzte mit seinem Rundumlicht nicht nur farblich Akzente in dem Rennen. Inzwischen auf der Straße des 17. Juni angekommen, erfolgten zwei plötzliche Bremsmanöver. Das lebensgefährliche Rennen wurde freiwillig vorzeitig beendet, was unserem Streifenteam eine gefahrlose Kontrolle ermöglichte.

Das Ergebnis
Die Fahrer (20 und 18 Jahre) hatten beide erst kurze Zeit ihren Führerschein. Die Betonung soll hier ausdrücklich auf der Vergangenheitsform liegen, denn auch der Führerschein wurde zusammen mit den Autos beschlagnahmt. Über alles Weitere wird nun ein Gericht entscheiden.

In einem „Epilog" wird dann auch noch erklärt, dass es nicht darum ging, die Sache ins Lächerliche zu ziehen, sondern der „Rennbericht" einen ernsthaften Zweck verfolgt: „Da es in Berlin schon diverse Fälle gab, die einen tragischen Ausgang gefunden haben, wurde in diesem Fall bewusst Humor als Stilmittel eingesetzt, um die Bereitschaft zum Durchlesen zu erhöhen und insbesondere unsere junge Community zum Nachdenken zu bewegen. Es muss uns allen klar sein, dass in der besagten Nacht alle Schutzengel Doppelschichten eingelegt haben müssen."

Vielen Dank für den Tipp an die Kollegen vom BMW-Blog bimmertoday.de!

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