Kann dieser RAV4 japanische Zuverlässigkeit bieten?

4 Jahre her - 16. Dezember 2020, autobild
Kann dieser RAV4 japanische Zuverlässigkeit bieten?
Ein älterer Toyota gilt als bieder, aber zuverlässig. Die vierte RAV4-Generation sieht keineswegs langweilig aus. Und wie steht es um das Problemlos-Image?

Seine Karriere verlief fast tragisch. Dieser RAV4 der vierten Generation war für Toyota ein mutiger Schritt, der aber zumindest in Europa nicht goutiert wurde. Die Japaner vergrößerten die Karosserie und damit das Raumangebot deutlich – um mehr als 20 Zentimeter wuchs die Länge. Spektakulär war das Aussehen mit fiesem Scheinwerfer-Blick und scheinbar aus der Karosserie herausquellenden Heckleuchten. Ob das der Grund war, dass die Verkaufszahlen einbrachen? Wir meinen nein. Vielmehr kam zusätzliche, attraktive Konkurrenz auf den Markt. Und zudem musste Toyota wegen des hohen Kurses der japanischen Währung die Preise in Europa vergleichsweise hoch ansetzen, um mit dem in Japan produzierten RAV4 überhaupt noch Geld zu verdienen.

Viele Diesel haben mehr als 200.000 hinter sich

Wir können auch deshalb wortreich über Design und mäßigen Markterfolg philosophieren, weil wir wenig Raum zur Beschreibung von Schwachstellen benötigen. Dieser RAV4 der vierten Generation mag ungewöhnlich aussehen, aber er ist ausnehmend zuverlässig und problemlos. Auch die beiden Dieselversionen (2.0 D-4D mit 124 PS und 2.2 D-4D mit 150 PS) fressen praktisch ohne Ausfälle Kilometer um Kilometer. Nicht wenige Exemplare haben mehr als 200.000 davon hinter sich – ohne ernsthafte Schäden, versteht sich. Das ist auch deshalb erwähnenswert, weil Toyota beim Vorgänger, also der dritten Generation des RAV4, Lehrgeld in Sachen Dieseltechnik zahlen musste. Da gibt es vor allem bei der Version 2.2 D-CAT mit 130 kW (177 PS) reichlich Exemplare, die ihre Besitzer Nerven und Geld kosteten: Ausfälle an den elektronisch geregelten Injektoren, Probleme mit der Regelung der Dieselrußfilter-Technik, ungleichförmige Leistungsabgabe. Das war nicht Toyota-like und hat die Japaner viel Geld für Nachbesserung gekostet.

Der Hybrid verursacht mehr Kraftstoffkosten als ein Diesel

Die Japaner haben über diesen Verdruss offenbar komplett die Freude am (sowieso nur in Europa gefragten) Diesel verloren. Das sieht man auch am veränderten Angebot der Motorversionen: Den starken 177-PS-D-CAT bot Toyota in Generation 4 des RAV4 schon mal gar nicht an. Und selbst die verbliebenen zwei Dieselversionen mit 124 und 150 PS wurden in der Mitte des Produktionszyklus radikal gestrichen: kein Allrad-RAV4 mit Diesel mehr. Hybrid-Pionier Toyota wollte gleichzeitig zum Diesel-Aus die Kunden auch in Europa zum Kauf eines Hybrid-Benziners bewegen. Kein Wunder, denn die eigentlich sehr komplexe Technik beherrscht Toyota offenbar sicher, was dem Werk wenig Kosten für Garantieleistungen beschert. Nachteile: Auch mit Elektrounterstützung verursacht der Benziner mehr Kraftstoffkosten als ein Diesel-RAV4. Und er ist beim Anfahren am steilen Berg und erst recht beim Anhängerziehen wesentlich weniger belastbar. Wem das egal ist, für den ist der Hybrid-RAV4 ein guter Gebraucht-Kauf, auch wenn er immer nur wenige Meter rein elektrisch zurücklegen kann.

Die Toyota-Werkstätten ernten viel Lob
Über ihren RAV4 meckern die Besitzer höchst selten. Die Hybrid-Fahrer am meisten noch über die teuren Kaskoeinstufungen bei den Versicherungen, die Besitzer eines konventionellen Benziners über den Treibstoffverbrauch. Die Toyota-Werkstätten werden mit überwältigender Mehrheit gelobt – gerade heutzutage nicht selbstverständlich. Trotzdem werden Toyota weitere Kunden verloren gehen. Denn die Besitzer eines RAV4 der Generation vier sehen sich auch bei anderen Marken um. Hyundai und Kia stehen wegen der Garantie (5/7 Jahre) hoch im Kurs – noch mehr Tragik bei diesem RAV4.

Fazit: Aus seinen Fehlern bei den Dieselversionen des Vorgängers hat Toyota gelernt. Deshalb läuft die vierte Generation des RAV4 bestechend problemlos. Gerade deshalb ist es besonders schade, dass die Diesel ab 2016 aus dem Programm genommen wurden. Der Hybrid-Benziner ist ein zwar zuverlässiger Ersatz, kostet aber bei der Kasko richtig Geld (zum Kfz-Versicherungsvergleich).

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