Fünf gebrauchte E-SUV im Check

3 Wochen her - 13. November 2025, autobild
Fünf gebrauchte E-SUV im Check
Gebrauchte E-Autos stehen sich bei den Händlern die Reifen platt, regelrechte Preisstürze sind die Folge. Ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, um zuzugreifen? Fünf E-SUV im Check

Audi (Q8) e-tron

  • Bauzeitraum: seit 2019
  • Leistung: 313 bis 503 PS
  • Akku-Kapazität: 71 bis 114 kWh
  • Reichweite (mit 95-kWh-Akku): ca. 350 km
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 28.000 Euro

Die Mobilitätswende scheint um den Gebrauchtwagenmarkt einen Bogen zu machen. Die Zahl der Besitzumschreibungen liegt bei E-Autos bei nur rund zwei Prozent. Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor allem die älteren E-Modelle leiden unter hohem Innovationsdruck: Schnelleres Laden, höhere Energiedichte und eine größere Reichweite der neueren E-Autos lassen die Technik der Gebrauchtmodelle sehr schnell alt aussehen.

Hinzu kommt die Frage nach der Haltbarkeit der Akkus. Doch die Katze im Sack muss hier keiner kaufen, denn aussagekräftige Akku-Analysen sind längst verfügbar und lassen sich sogar in Eigenregie schnell und unkompliziert durchführen. Gefragt sind hier aber auch die Händler, denn bei unseren Stichproben antworteten die meisten Verkäufer auf die Frage nach einem Akkutest höchstens mit: "Ja, so was ließe sich schon organisieren." Doch im besten Fall hat man als Verkäufer eines Elektroautos den Akkutest gleich parat und weist das Ergebnis verkaufsfördernd in der Annonce aus. Stattdessen haben wir stichprobenartig selbst geprüft. Und dabei nur beruhigende Werte ermittelt.

Eine weitere Erfahrung: Um die Verkäufe anzukurbeln, gibt es oft noch einiges an Verhandlungsspielraum bei den Preisen. Die sind ohnehin schon stark abgestürzt, Modelle wie der Audi e-tron werden nach fünf Jahren teils 70 Prozent unter Listenpreis angeboten. Auch modernere Modelle aus Korea wie der Ioniq 5 oder der Kia EV6 verlieren bis zu 50 Prozent ihres Ursprungswerts nach nur drei Jahren.

Klingt nach einem guten Deal, den muss man sich aber auch leisten können. Insgesamt bleibt das Preisniveau von gebrauchten E-Autos hoch, vor allem das für viele interessante Segment bis 20.000 Euro ist elektrisch unterrepräsentiert. Fünf Modelle im Schnell-Check!

Mit 4,90 Meter Länge und 1,94 m Breite ist der Audi e-tron einen Hauch kleiner als der Q7, aber deutlich schwerer (2,6 Tonnen).

Ab 2019 markierte der e-tron (ab 2022 in Q8 e-tron umdeklariert) Audis Großserienstart in die Elektromobilität. Das prächtige SUV beeindruckt nicht nur mit Größe, Platz und Komfort, sondern auch mit seinem stattlichen Gewicht von 2,6 Tonnen. Allein 700 Kilogramm gehen auf das Konto des Akkus (beim e-tron 55 quattro), dessen Zellen vom koreanischen Zulieferer LG Chem stammen.

Das 400-Volt-System erlaubt Gleichstrom-Laden mit bis zu 150 kW (120 kW beim 50 e-tron). Die Antriebs- und Fahrwerksabstimmung gehören zu den Pluspunkten, wie auch die Geräumigkeit auf allen Plätzen. Dazu nimmt der Allradler bis zu 1,8 Tonnen an die optionale Anhängervorrichtung, mit der ein gutes Drittel der Gebrauchten ausgestattet sind. Das ohnehin hohe Gewicht merkt man allerdings in jeder Kurve, ein Q7 fühlt sich im Vergleich richtig agil an.

Schwachstellen: Probleme mit dem Akku lösten bereits mehrere Rückrufe aus. Aufgrund einer fehlerhaften Dichtung konnte Feuchtigkeit in den Hochvoltakku eindringen. Später führten Spannungsverluste zur Gefahr von thermischer Überlastung und Fahrzeugbrand (Rückruf-Codes 93U9 und 93V2, betroffen sind Modelle aus dem Bauzeitraum 2018 bis 2022). Von diesen Kinderkrankheiten abgesehen, lieferten die e-tron-Akkus bei unserer Stichprobe einen soliden Eindruck ab.

Hyundai Ioniq 5

  • Bauzeitraum: seit 2021
  • Leistung: 170 bis 650 PS
  • Akku-Kapazität: 58 bis 84 kWh
  • Reichweite (mit 72,6-kWh-Akku): ca. 350 km
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 27.000 Euro

Jede Wette: Einige hätten sich den Ioniq 5 auch dann gekauft, wenn ein gewöhnlicher Verbrenner den Antrieb besorgen würde. Mit dem coolen Retro-Pixel-Design gewann Hyundai eben nicht nur Preise, sondern auch die Herzen vieler Kunden, die für den Ioniq 5 von anderen Marken abwanderten. Der kompakt proportionierte Fünftürer hat allerdings auch handfeste Qualitäten zu bieten. Dazu zählen überdurchschnittliche Platzverhältnisse, kundenfreundliche Garantie-Bedingungen, eine besonders fixe Ladetechnik, die auch langen Strecken den Schrecken nimmt. Unter optimalen Bedingungen lädt der Akku von 10 bis 80 Prozent in unter 20 Minuten.
Dazu kommt ein unerwartet hoher Fahrkomfort. Abgesehen von der brandneuen N-Variante mit sagenhaften 650 PS, gehört der Ioniq 5 nämlich eher zu den unsportlichen Typen, grenzt sich damit klar vom Konzernbruder Kia EV6 ab, der die gleiche Plattform nutzt. Eine Vielzahl smarter Lösungen hat sich Hyundai auch im Innenraum ausgedacht. Wichtig: Wärmepumpe, das Solardach oder die elektrische Heckklappe gehören nicht zum Serienumfang.

Schwachstellen: Die Elektronik macht Mätzchen, dazu gehören falscher Alarm bei der hinteren Sitzplatzbelegung oder Warnmeldungen, sobald die 230-Volt-Steckdose gebraucht wird. Aufgrund von Kühlmittelverlust gab es bereits eine Service-Aktion von Hyundai.

Kia EV6

  • Bauzeitraum: seit 2021
  • Leistung: 170 bis 585 PS
  • Akku-Kapazität: 58 bis 77,4 kWh
  • Reichweite (mit 77,4-kWh-Akku): ca. 375 km
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 28.000 Euro

Noch so ein futuristischer Typ aus Korea? Optisch gewiss, doch der EV6 zählt wie sein Konzernbruder zu den besonders durchdachten Typen, ist stets gut ausgestattet, somit preislich attraktiv und deshalb alles andere als abgehoben. Großes Kino liefern bereits die zwei 12,3 Zoll großen Displays, die ansprechende Grafiken besitzen und alle Infos gut strukturiert darstellen. Dazu klappt die Bedienung dank vieler echter Tasten und der innovativen Bedienleiste zur Klima- oder Infotainment-Steuerung recht ablenkungsfrei.

Besonders beliebt und als Gebrauchter am stärksten vertreten ist die Allradvariante mit 325 PS (ab etwa 35.000 Euro). Die ist spürbar direkter, straffer und somit fahraktiver ausgelegt als das gleich starke Pendant von Hyundai. Doch auch das 585 PS starke Topmodell ist auf dem Gebrauchtmarkt keine Seltenheit. Wo bekommt man schon sonst so viel Leistung gebraucht bereits ab 45.000 Euro?
Nicht nur die Leistung stimmt beim 260 km/h schnellen GT, auch Fahrwerk und Bremsen sind so ausgelegt, dass mit dem 2,2-Tonner durchaus gute Laune auf der Rennstrecke aufkommt. Schnelles Laden (800-Volt-System) und viel Platz vorn und auf der Rückbank bieten alle EV6. Aufpreispflichtig dagegen: bidirektionales Laden und die Wärmepumpe.
Schwachstellen: Der EV6 ist ein solider Typ, Besitzer bemängeln dafür Kleinigkeiten wie die lahme Heizung oder den zickenden Getriebesteller. Der Drehknopf reagiert teilweise nicht. System runterfahren, Fahrzeug verriegeln und neu starten bringt meist die Lösung.

Skoda Enyaq

  • Bauzeitraum: seit 2020
  • Leistung: 148 bis 340 PS
  • Akku-Kapazität: 55 bis 82 kWh
  • Reichweite (mit 82,0-kWh-Akku): ca. 375 km
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 24.000 Euro

"Reichen nur 148 PS?", mag man angesichts der sonst üblichen Leistungswerte bei den E-Autos denken. Doch die unsensationelle Basisvariante mit Heckantrieb macht den Enyaq auch als Gebrauchten besonders günstig. Schnäppchenjäger spähen hier nach Leasingrückläufern aus Firmenflotten mit hoher Laufleistung, die teilweise bereits für 22.000 Euro angeboten werden. Wenn der Akku in Ordnung ist, gibt es hier wenig zu befürchten.

Der vielseitige Enyaq schwimmt ohnehin nicht auf der Welle der ausufernden Leistung, bei 340 PS ist Schluss, für katapultartige Beschleunigungsorgien wirkt der Skoda ohnehin zu erwachsen. Vielmehr glänzt das Elektro-SUV mit inneren Werten: Angesichts der Außenabmessungen sind die Platzverhältnisse grandios. Wer auf Komfort Wert legt, sucht einen Gebrauchten mit Verstellfahrwerk und Akustikpaket. Damit gleitet der Enyaq auch über schroffe Pisten besonders gediegen und leise. Mit maximal 135 kW an der Gleichstromsäule gehört die Ladetechnik eher zum Mittelmaß, die hier gezeigten Konkurrenten sind teils deutlich flotter.
Schwachstellen: Bei vielen Enyaq-Fahrern bekannt ist die klemmende Ladeklappe. Skoda tauscht die Einheit aus. Die Antriebswellen machen teilweise knackende Geräusche, auch das Problem ist bei Skoda bekannt. Das Infotainment läuft ebenfalls nicht stets stabil.

Tesla Model Y

  • Bauzeitraum: seit 2020
  • Leistung: 211 bis 534 PS
  • Akku-Kapazität: 50 bis 77 kWh
  • Reichweite: (mit 77-kWh-Akku): ca. 400 km
  • Gebraucht-Preise: ab ca. 35.000 Euro

Tesla spielt in einer eigenen Liga. Das macht sich auch bei den Gebrauchtpreisen bemerkbar, denn die Wertentwicklung ist vergleichsweise stabil – gut für Erstbesitzer, schlecht für Gebrauchtkäufer. Denn die müssen mindestens 35.000 Euro zahlen. Woran liegt es? Kunden assoziieren mit der amerikanischen Marke Attribute wie hohe Reichweite, etablierte Ladeinfrastruktur und flotte Ladezeiten. Genau die Punkte, die sonst vor der E-Mobilität zurückschrecken lassen. Obendrein ist Tesla bei der Akku-Technik sehr erfahren, setzt zudem teilweise auf Zellen von BYD, die besonders unempfindlich und coltanfrei sind.
Auch das Model Y begeistert mit seiner Effizienz und problemlosen Over-the-air-Updates, womit sich das Auto ständig selbst modernisiert, aber auch mit den guten Platzverhältnissen. Dass Qualität, Dämmung und Komfort nicht überragend sind, mag man dem Model Y schnell verzeihen. Denn geknausert wird auch beim Gewicht, das SUV bringt bis zu 400 Kilogramm weniger auf die Waage als seine Konkurrenten. Selbst mit großem Akku und Allrad sind es gerade mal zwei Tonnen, mit Heckantrieb und kleinem Akku sogar unter 1800 Kilogramm.

Gewöhnungsbedürftig dagegen die Bedienung mit einem zentralen Touchdisplay. Immerhin: Spracheingaben funktionieren super und erleichtern die Sache. Das spröde Abrollverhalten (vor allem mit großen Rädern), die gefühllose Lenkung und das fehlende Fahrerdisplay sind weitere Eigenheiten.
Schwachstellen: Knarzende und sich verfärbende Verkleidungsteile, teils starke Windgeräusche, knackende und quietschende Querlenker ... Generell ist die Qualität eher mäßig, die Antriebstechnik dafür solide.

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