Das vergleichsweise langwierige Aufladen des Akkus schreckt viele Autofahrerinnen und Autofahrer nach wie vor vom Kauf eines E-Fahrzeugs ab. Zwar gelingt es Herstellern immer wieder, den Prozess weiter zu beschleunigen, an das Tempo eines regulären Tankstopps kommen Stromer bislang aber nicht heran – oder doch?
Das britische E-Auto-Start-up Nyobolt behauptete bereits im Sommer 2023, dass der Akku des hauseigenen Konzeptfahrzeugs sich in weniger als sechs Minuten vollladen lasse – allerdings unter Laborbedingungen und mit allerlei Einschränkungen. Kritiker monierten, dass das Unternehmen weder definiert habe, was Vollladen in diesem Fall wirklich bedeutet, noch Angaben zur Lebensdauer des Akkus gemacht habe. Jetzt hat Nyobolt den Praxisbeweis angetreten – oder es zumindest versucht.
Nyobolt demonstriert Superschnellladung
Wie die britische BBC berichtet, hat das Start-up seinen nach wie vor in der Konzeptphase befindlichen Sportflitzer auf die Rennstrecke im britischen Bedford verfrachtet. Dort sollte der Wagen vor den Augen der Öffentlichkeit den propagierten Ladesäulenrekord vorführen. Um diesen unter Realbedingungen aufzustellen, griff Nyobolt auf eine herkömmliche Schnellladestation mit dem 350 Kilowatt starken HPC-Standard zurück – und scheiterte prompt.
Der nur 35 Kilowattstunden große Akku ließ sich nicht innerhalb von weniger als sechs Minuten von 0 auf 100 Prozent mit Strom befüllen. Nyobolt machte dafür sowohl die einfache Schnellladestation als auch das Kühlsystem des Konzeptautos verantwortlich. Letzteres habe aufgrund der aktuellen Sommerhitze nicht optimal funktioniert.
In 4:37 Minuten von 10 auf 80 Prozent: starke Bilanz trotz Panne
Ein Reinfall war der Auftritt dennoch nicht. Immerhin gelang es dem Unternehmen, den Stromspeicher des Nyobolt-Autos innerhalb von 4 Minuten und 37 Sekunden von 10 auf 80 Prozent zu laden. Damit war der Wagen nach der Dauer eines regulären Tankstopps bereit für weitere 193 Kilometer. Bei voller Ladung hätte die Energie für 250 Kilometer gereicht.
Auch die Lebensdauer des Akkus soll unter dem rasanten Ladeprozess kaum leiden. Nach 4000 Ladezyklen soll der Akku noch immer 80 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität haben. Zum Vergleich: Der Akku des iPhones erreicht diesen Punkt schon nach 1000 Ladezyklen. Dennoch bleibt zu berücksichtigen, dass die Batterie des Nyobolt sehr klein ist und nicht der Akkukapazität einer durchschnittlichen Familienkutsche entspricht. Die kurze Ladezeit lässt sich also nicht unmittelbar auf andere Fahrzeuge übertragen.
2025 wäre die Serienproduktion möglich
Zudem ist der sportliche und vom Lotus Elise inspirierte Nyobolt mit einem Gewicht von 1250 Kilogramm ungewöhnlich leicht, wodurch sich seine Reichweite erhöht. Dennoch scheinen sich die Macher des Fahrzeugs auf einem vielversprechenden Weg zu befinden. Sowohl Akku als auch Auto könnten laut Unternehmen bereits 2025 in die Serienproduktion gehen. Dafür benötigt man allerdings noch passende Kooperationspartner für Produktion und Vertrieb. Nyobolt selbst will sich nicht als Hersteller betätigen.
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