Den Autos der DDR haftete während der Ost-West-Konfrontation in der alten Bundesrepublik ein gewisser, ideologisch bedingter Makel an. Der ist drei Jahrzehnte nach Mauerfall verflogen, auf einmal tritt die Schönheit und technische Raffinesse dieser Wagen hervor. Und so lässt sich am 3. Oktober das schönste Auto der DDR bejubeln: der Wartburg 1000 Camping! Dieser 50er-Jahre-Kombi ragt auch heute noch heraus, als Viertürer mit Zweifarblackerung, Faltschiebedach, Panoramafenstern hinten und jeder Menge Chrom. So umgarnte der Wartburg auch Kunden im Westen.
45 Zweitakt-PS aus 992 Kubik
Die langlebige Zweitakt-Technik des Wartburg 312/5 stammt aus dem Zwickauer Motorenregal. Mit 45 Dreizylinder-PS war der im VEB Karosseriewerk Dresden gebaute Kombi ausreichend motorisiert – und für eine Spitze von 105 km/h gut. Als Rundheck kamen die Wartburg-Kombis zunächst mit zwei Türen, erst das Eckheck wurde als Viertürer ausgeliefert – und als "Camping". Später drängte der Wartburg 353 Tourist in die Öko-Nische des Camping, bekam fünf PS mehr Leistung und ein geglättetes Design. Er hatte aber nie den Glamour des Camping und auch nicht dessen 50er-Jahre-Flair. Wegen des hohen Nutzwerts wurden viele Wartburg Camping schon zu DDR-Zeiten verschlissen, aber – wenn verfügbar – mit nachgefertigten Rohkarossen wieder fit gemacht.
Luxusausstattung für den Export
Das wichtigste Detail am Camping-Wartburg war dessen Luxusausstattung. Dazu gehörten auch die Liegesitze, die den Innenraum zu einer ebenen Liegefläche machten. Und die sowohl den Nutzwert als auch die Attraktivität des Autos in der DDR noch weiter steigerten. Doch der elegante Wagen, bis mit Erscheinen des Ford Taunus P5 Turnier 1965 und seines eigenen Nachfolgers der einzige Viertürer-Kombi, war vor allem für den Export bestimmt. So ging rund die Hälfte der Produktion von 15.718 Wartburg Camping ins Ausland. Der Verkauf in die sozialistischen Bruderländer Ungarn, CSSR, Polen, Rumänien und Bulgarien brachte keine Devisen, die kamen erst rein durch den Verkauf nach Finnland, in die Niederlande, nach Belgien, Dänemark und Norwegen. Und auch in die Bundesrepublik, wo der glamouröse Wartburg stolze 7070 D-Mark kostete. Damit war er zehn Prozent teurer als ein gleichstarker VW 1500 Variant! (Schöne Wartburg-Modelle finden Sie hier.)
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