
Wer die legendären Bol-d’Or-Modelle der späten 70er- und frühen 80er-Jahre kennt, der weiß, wovon die Rede ist: fetter Reihenvierer, langer Tank, Streifendekor und dieser unverschämt souveräne Auftritt. Die CB1000F ist genau das – nur mit Smartkey, TFT-Display und Kurven-ABS.
Das Kürzel CB ist bei Honda mehr als nur ein Modellname – es ist fast schon eine Blutlinie. Seit 1959 steht es für die DNA der Marke: alltagstauglich, präzise, sportlich – und immer mit Charakter. Die neue CB1000F führt diese Linie fort und zitiert dabei gezielt die goldenen Achtziger.
Optisch ist sie ein Liebesbrief an die CB900F Bol d’Or, die damals als „Superbike für die Straße“ galt. Der Tank zieht sich elegant bis zur Sitzbank, die Krümmer glänzen stolz im Fahrtwind, die Dekorstreifen auf Tank und Seitendeckel sind ein Augenzwinkern an Freddie Spencer – jenen jungen Wilden, der auf einer Bol d’Or die AMA-Superbike-Szene aufmischte.
Doch unterm Retro-Look steckt kein Museumsstück, sondern modernste Technik – gebaut auf der Plattform der CB1000 Hornet, die zuletzt das Nakedbike-Segment durcheinanderwirbelte.
Fireblade lässt grüßen
Der Motor stammt ursprünglich aus der CBR1000RR Fireblade von 2017, wurde aber für die CB1000F komplett neu abgestimmt. Statt Hochdrehzahl-Hektik gibt’s jetzt Drehmoment in der Breite: 122 PS bei 9000, 103 Newtonmeter bei 8000 Touren - und vor allem Schub, wo man ihn im Alltag wirklich braucht.
Der Vierzylinder atmet durch verlängerte Ansaugtrichter, eine neu geformte Airbox und eine 4-2-1-Auspuffanlage im Megaphon-Stil, die bei niedrigen Drehzahlen satt grollt und oben raus keck bellt.
Das Getriebe wurde überarbeitet, die ersten beiden Gänge kürzer, die oberen länger übersetzt – ideal für Stadtverkehr und flotte Landstraßen. Mit Anti-Hopping-Kupplung, klar. Schaltassistent optional.
Retro-Herz, Hightech-Hirn
Wo früher Bowdenzüge waren, herrscht heute Elektronik: Ride-by-Wire, Sechsachsen-Gyrosensor, Traktionskontrolle (HSTC), Wheelie-Control, Kurven-ABS - das volle Programm. Drei Fahrmodi (Sport, Standard, Rain) stehen bereit, zwei weitere lassen sich frei konfigurieren.
Das Cockpit ziert ein 5-Zoll-TFT-Farbdisplay mit exzellenter Ablesbarkeit, Honda RoadSync-Smartphone-Integration, Sprachsteuerung und Turn-by-Turn-Navigation. Zündung und Verriegelung funktionieren über Smartkey - ganz ohne Schlüsselsuche in der Lederjacke.
Fahrwerk mit Fingerspitzengefühl
Die CB1000F mag ein Retro-Bike sein, soll sich aber wie ein moderner Roadster fahren. Das liegt an der voll einstellbaren Showa-USD-Gabel (41 mm SFF-BP) vorn und einem Showa-Monofederbein hinten, das über eine Pro-Link-Umlenkung angelenkt wird.
Mit 214 Kilo fahrfertig, einem Radstand von 1455 Millimetern und einer Sitzhöhe von 795 Millimetern bleibt sie handlich, selbst für kleinere Fahrer. Die Sitzbank ist angenehm gepolstert, der Kniewinkel entspannt, der Wendekreis misst 2,8 Meter.
Beim Bremsen vertraut Honda auf radial montierte Vierkolben-Nissin-Sättel, 310-mm-Doppelscheiben vorn und Kurven-ABS, das über die Gyrosensorik fein geregelt wird. Kurz: Ein System, das im Ernstfall genau so reagiert, wie man es sich wünscht – nämlich ruhig, präzise und ohne Drama.
Schönheit aus Stahl und Recycling
Das Design spielt bewusst mit Gegensätzen: Nostalgie trifft Nachhaltigkeit. Der Stahl-Doppelholmrahmen ist robust, das Heck länger ausgelegt und komfortabler. Details wie die doppelte Hupe unter dem Scheinwerfer oder die verchromten Krümmer sind charmante Reminiszenzen an alte Zeiten.
Doch Honda denkt weiter: Teile wie der Heckkotflügel oder der Sitzbank-Unterbau bestehen bereits aus recyceltem Kunststoff – gewonnen aus Alt-Autos und Haushaltsgeräten. Honda nennt das „Triple Action to Zero“: weniger CO₂, mehr Kreislauf.
Zu haben ist die CB1000F in drei Varianten:
Wer mehr will, bekommt von Honda drei Zubehörpakete serviert - Sport, Komfort oder Travel. Von der kleinen Scheinwerferverkleidung über Heizgriffe bis zur Soft-Satteltasche ist alles dabei, was aus dem Retro-Roadster einen echten Allrounder macht.
Die Kunst der Balance
„Best Balanced Roadster“ nennt Honda das Konzept und beweist mit der CB1000F erneut, dass Retro nicht Rückschritt bedeutet. Dieses Motorrad ist kein nostalgischer Anachronismus, sondern ein Statement: für Handwerk, Charakter und pure Mechanik in einer digitalisierten Welt.
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