"Grünes" Glas im Audi Q4

10 months, 2 weeks ago - 14. June 2023, autobild
"Grünes" Glas im Audi Q4
Autoscheiben sind wahre Hightech-Komponenten. Beim elektrischen Q4 e-tron geht Audi noch einen Schritt weiter: Seine Fenster bestehen zukünftig aus Recyclingglas – und sind somit nachhaltiger denn je.

Glasrecycling kennt jeder, der sein Altglas regelmäßig zum Glascontainer an der Ecke bringt. Zumeist werden die Glasflaschen – egal ob Wein, Bier oder Wasser drin war – wieder eingeschmolzen und für neue Flaschen verwandt.
Bald zieht das Altglas nun auch im Auto ein und bekommt so ein zweites Leben geschenkt. Audi macht aus seinem Pilotprojekt namens "Glassloop" ein Serienmodul: Die Glasflächen im Q4 e-tron werden ab Herbst 2023 aus Recyclingscheiben bestehen.

Audi hat das Partnerprojekt "Glasloop" gestartet

Bisher wurden nicht mehr reparierbare Autoscheiben und Panoramadächer im Rahmen des sogenannten Downcyclings zwar durchaus wiederverwandt; sie kamen dann aber allenfalls im Bereich einer wenig anspruchsvollen Sekundärnutzung für Flächen oder als Dämmmaterialien zum Einsatz.

Gemeinsam mit den Firmen Reiling Glas Recycling, Saint-Gobain Glass sowie Saint-Gobain Sekurit wurde von Audi das Projekt "Glassloop" aufgesetzt, bei dem untersucht wird, wie sich Materialkreisläufe in der Serienproduktion umsetzen lassen.

Nach einem Jahr intensiver Tests ist das Projekt nunmehr serienreif, und so ist der Audi Q4 e-tron das erste Fahrzeug, das bald mit Recyclingscheiben im Straßenverkehr unterwegs ist.

Autoglas muss höheren Ansprüchen genügen als Glasflaschen

Kommt der Kunde mit einer defekten Autoscheibe in die Werkstatt, entscheidet diese, ob das Glas repariert werden kann oder ob es nach dem Austausch gegen eine neue Scheibe an die Recyclingfirma übergeben wird. "Bislang wurden aus dem Rezyklat meist Getränkeflaschen hergestellt", erklärt Daniel Rottwinkel, Betriebsleiter bei Reiling Glas Recycling. "Autoglas muss höchste Anforderungen erfüllen, beispielsweise in Fragen der Crashsicherheit. Für Flaschen gelten diese Ansprüche nicht."

Die glasfremden Stoffe, darunter PVB-Kunststofflayer (Poly-Vinyl-Butyral) im Glas, Scheibeneinfassungen, Metalle und Drähte (beispielsweise Heizdrähte und Antennenleitungen) sortiert das Unternehmen aus. Das geschieht mit Magneten, Nicht-Eisen-Metallabscheidern, Absauganlagen und elektro-optischen Sortieraggregaten.

Das so gewonnene Glasgranulat wird eingeschmolzen und einem neuen Herstellungsprozess für automobiles Flachglas zugeführt. Der Altglasanteil der Scheiben beträgt dabei aktuell bis zu 30 Prozent. Dafür sollen so viele Scherben bereitgestellt werden, dass ein Rezyklat-Anteil über die gesamte Serienlaufzeit des Audi Q4 gesichert ist.

Ab September 2023 sollen Recyclingscheiben bei Audi verbaut werden

Der Einbau der neuen Altscheiben ist für Audi-Modelle geplant, die ab September 2023 gefertigt werden. "Wenn wir nicht mehr reparierbare Autoscheiben so aufbereiten, dass sie sich wieder für die Automobilproduktion eignen, verbrauchen wir insgesamt weniger Primärrohstoffe und vermeiden ein Downcycling der nicht mehr reparierbaren Autoscheiben", erklärt Philipp Eder, Projektleiter für Kreislaufwirtschaft in der Lieferkette bei Audi.

Das Projekt Glassloop ist Teil des Audi-Programms "Act 4 Impact" innerhalb der Produktions- und Lieferkette. Audi will bis zum Jahr 2025 an seinen Produktionsstandorten durch geänderte Prozesse bei Fertigung und Logistik CO2-neutral sein. Der Einsatz von Sekundärmaterialien soll erhöht werden, wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist.
"Unser Ziel ist es, so viele Materialien wie möglich auf einem hohen Qualitätsniveau zurückzugewinnen, um sie in unserer Produktion erneut verwenden zu können", unterstreicht Audi-CEO Markus Duesmann.

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