Die Digitalisierung macht sich inzwischen auch im Straßenverkehr bemerkbar: In den US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Michigan und Texas etwa sind elektrische Kennzeichen bereits Realität. Diese smarten Nummernschilder bieten zahlreiche Vorteile – von der automatischen Aktualisierung bis hin zur verbesserten Diebstahlsicherung. Während die Technik in den USA weiter voranschreitet, liegt die Einführung in Deutschland wohl noch in weiter Ferne. Darauf deuten jüngste Stellungnahmen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) gegenüber Inside Digital hin. Demnach hat das von Volker Wissing (FDP) geführte Ministerium die Einführung elektrischer Kennzeichen beim Start der digitalen Fahrzeugzulassung zwar bereits diskutiert, letztlich aber aus unterschiedlichen Gründen wieder verworfen.
EU-weite Harmonisierung notwendig
"Der Gedanke bestand darin, ein von außen ansprechbares und gegen Missbrauch gesichertes digitales Kennzeichen einzuführen, das nach einer Zulassung in einem behördlichen Verfahren aktiviert und bei Außerbetriebsetzung deaktiviert werden kann", so ein BMDV-Sprecher zu Inside Digital. Angesichts der damit für die Bürgerinnen und Bürger verbundenen erheblichen Kosten hätte man diese Überlegung jedoch abgelehnt. Aber auch rechtliche und technische Herausforderungen standen einer baldigen Einführung wohl im Wege. So wäre die Umsetzung nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums nur machbar, wenn das Kennzeichen mit der im Fahrzeug integrierten Elektronik verknüpft wird. Das setze wiederum einheitliche technische Standards für alle Fahrzeuge voraus. Diese technischen Anforderungen unterliegen jedoch der vollständigen Harmonisierung durch EU-Recht.
US-Unternehmen Reviver als Vorreiter
Der bekannteste Anbieter elektrischer Kennzeichen ist wohl das US-amerikanische Unternehmen Reviver mit seiner 599 US-Dollar (umgerechnet rund 540 Euro) teuren "RPlate". Die gibt es aktuell in zwei Varianten: eine batteriebetriebene Version mit einem monochromen HD-Display samt fünf Jahren Batterielaufzeit und eine verkabelte Ausführung, die zudem eine Beleuchtung und einen GPS-Tracker enthält. Das Besondere dabei: Meldet die Halterin respektive der Halter das Fahrzeug beispielsweise als gestohlen, wird ein entsprechender Warnhinweis auf dem Display aktiviert, um andere Verkehrsteilnehmende und die Polizei darauf aufmerksam zu machen. Diese Features überzeugten offenbar nicht nur viele Fahrzeughalterrinnen und -halter, sondern auch den US-Autobauer Ford: Der bietet seinen Kundinnen und Kunden seit Oktober 2023 das elektrische Kennzeichen als werkseitiges Extra an.
BMDV sieht noch Möglichkeiten
Vollkommen vom Tisch ist das elektrische Kennzeichen in Deutschland aber nicht: Wie das BMDV mitteilte, wurde eine rein alternative Marktlösung für den optionalen Einsatz durch Halterinnen und Halter bisher noch nicht diskutiert. Konkret bedeutet das: Sollte sich die Bundesregierung dafür entscheiden, würde es Besitzerinnen und Besitzer von Fahrzeugen freistehen, sich für ein elektrisches Kennzeichen zu entscheiden. Ob und wie das mit dem EU-Recht vereinbar wäre, ist allerdings ungewiss.
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