Wieso Touchscreens im Auto keine gute Idee sind

1 Jahr, 7 Monate her - 22. August 2022, Krone Zeitung
Wieso Touchscreens im Auto keine gute Idee sind
Mikrochips, Hochleistungs-Akkus, Touchscreen-Armaturen: Autos sind heutzutage vollgestopft mit Technik.

Doch während Touchscreens für ein futuristisches Interieur sorgen, sind diese in der alltäglichen Nutzung nicht besonders praktisch, wie Tests aus Schweden zeigen. Elf aktuellen Fahrzeugen mit Touchscreen wurde zum Vergleich ein 17 Jahre alter Volvo ohne Touchscreen gegenübergestellt - die Gewinner und Verlierer.

Wer einen modernen Elektrowagen, etwa vom US-Hersteller Tesla besteigt, findet sich in einem minimalistischen „Cockpit“ wieder: Viele Funktionen werden auf einem großen Touchscreen angeboten. Für den Hersteller hat so eine Herangehensweise Vorteile: Die Designer freuen sich über ein „sauberes“ Interieur, das Management über geringere Kosten.

Einfache Einstellungen vornehmen - bei Tempo 110
Das schwedische Motormagazin „Vi Bilägare“ hat das Bedienkonzept getestet und Touchscreen- gegen Knopf-Bedienung antreten lassen. Für den Versuch mussten Testfahrer in zwölf verschiedenen Fahrzeugen bei Tempo 110 je vier einfache Aufgaben erledigen - etwa den Radiosender wechseln, den Bordcomputer zurücksetzen, die Sitzheizung anschalten und die Armaturenbeleuchtung dimmen.

Elf aktuellen Fahrzeugen mit Touchscreen wurde zum Vergleich ein 17 Jahre alter Volvo ohne Touchscreen gegenübergestellt.Die Testfahrer durften sich vor dem Versuch mit den Autos und ihrer Bedienung vertraut machen.

17 Jahre alter Volvo mit Knöpfen hängt alle ab

Ergebnis: Ein Touchscreen im Auto - bei Tesla regelt man selbst den Scheibenwischer auf selbigem - ist nicht immer eine gute Idee. Der Vergleich zeigt: Im 2005 gebauten Volvo V70 ohne Touchscreen erledigten die Testfahrer vier einfache Bedienungsaufgaben in ziemlich genau zehn Sekunden, das 17 Jahre alte Auto ist damit Bedienungs-Testsieger. Bei Tempo 110, rechnen die Tester vor, legt der durch die Nebentätigkeit potenziell abgelenkte Fahrer im alten Volvo rund 300 Meter zurück.

Verlierer im Bedienungs-Test ist der chinesische Elektrowagen MG Marvel R. Hier dauerten jene Aktivitäten, die im alten Volvo in zehn Sekunden erledigt waren, fast 45. In dieser Zeit legt das Auto bei Tempo 110 mehr als 1,3 Kilometer zurück - mit abgelenktem Fahrer. Auch andere Elektrowagen mit großzügiger Touchscreen-Nutzung unterliegen dem alten Volvo: Beim BMW iX brauchten die Tester knapp über 30 Sekunden, beim Tesla Model 3 waren es 23,5 Sekunden, beim Volkswagen ID.3 25,7.
Mühsame Touchscreen-Bedienung ist jedoch kein E-Auto-Phänomen: Auch in einem Seat Leon brauchte der Testfahrer insgesamt 30 Sekunden für die Aktivitäten, die im alten Volvo nur zehn dauerten. Im Mercedes GLB dauerten die vier Aufgaben 20,2 Sekunden.

Günstigere Modelle einfacher bedienbar
Am besten unter den modernen Fahrzeugen schnitten günstigere und einfachere Modelle ab. Beim Dacia Sandero dauerten die vier Aufgaben nur 13,5 Sekunden. Der Volvo C40 zeigt, dass auch moderne Elektroautos gut bedienbar sein können und erreicht 13,7 Sekunden. Die Tester heben hervor, dass Sandero und C40 zwar mit Touchscreens ausgestattet, aber schlicht nicht mit so vielen Funktionen vollgestopft sind wie ihre Mitbewerber.

Design-Sünden kritisieren die Tester bei BMW- und VW-Fahrzeugen. Der getestete BMW iX mit seinem umfangreichen Infotainment-System sei mit „einem der komplexesten und kompliziertesten Benutzer-Interfaces“ versehen, die je gestaltet wurden, prangern die Tester an. Bei den Volkswagen-Modellen ID.3 und Seat Leon habe man bei der Touch-Klimaanlagenkontrolle auf eine Hintergrundbeleuchtung verzichtet. Das spare Kosten, sorge aber auch dafür, dass der Fahrer bei Nacht nichts erkenne.

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