Und bei den Neuwagen sind unter anderen wegen der Chipkrise teilweise extreme Lieferzeiten in Kauf zu nehmen. Und nun kommt der Ukraine-Krieg und damit der Ausfall dortiger Zulieferer dazu. Stellantis-Boss Carlos Tavares sieht schwierige Zeiten auf Kunden zukommen: „Ich mache mir Sorgen um die Bezahlbarkeit von Neuwagen!“
Die Autoindustrie steckt eigentlich schon seit Beginn der Corona-Pandemie in der Krise. Wochenlang standen die Bänder still, es wurden drastisch weniger Autos produziert (und natürlich verkauft).
Daher reduzierten viele Hersteller auch dementsprechend die Menge an zugelieferten Teilen, insbesondere Computerchips. Die Folge: Die Chip-Hersteller suchten sich andere Kunden, die ihnen ihre Halbleiter abnahmen. Und als die Autohersteller wieder voll produzieren wollten, fehlten ihnen plötzlich die Chips, um ihre Autos wie geplant zu bauen.
Den Preis zahlen die Kunden mit Lieferzeiten bis über ein Jahr. Und mit nicht lieferbaren Ausstattungsdetails oder ganzen Modellversionen. Die Krise nach der Krise.
Drei Krisen gleichzeitig
Und jetzt kommt eine dritte Krise dazu: der Ukraine-Krieg. Viele Autohersteller müssen wieder die Produktion teilweise einstellen, weil vor allem Kabelbäume von Zulieferern aus der Ukraine fehlen. Ohne Kabelbaum kein Auto. Erneute Fließbandstillstände und Kurzarbeit drohen. Wie der Ausfall abzufangen ist, ist noch nicht geklärt. Und langfristig müssen Hersteller wohl umdenken und die Produktion der notwendigen Teile näher an sich heranholen. Und das wird teuer. Wer wird das bezahlen? Die Kunden.
Stellantis-Boss Tavarez malt düstere Zukunft aus
Carlos Tavarez leitet den neuen Vielmarken-Konzern Stellantis, zu dem unter anderem Opel, Peugeot, Citroen, Fiat, Alfa Romeo, RAM, Chrysler und Dodge gehören. Man kann sagen, er hat Einblick in die Branche. Und wenn man in sein Gesicht blickt, sieht man eine in tiefe Falten gezogene Stirn: Die Krisenlage wird immer schlimmer. Hier seine Gründe für eine
Verschärfung der Lage:
Seiner Einschätzung nach ist die Chipkrise noch längst nicht ausgestanden.
Die Stahlpreise sind längst im Steigen begriffen. Durch den Ukraine-Krieg steigen die Preise weiter.
Auch andere Metalle sind geradezu sündhaft teuer geworden.
Aus dem Käufer-Markt wird ein Verkäufer-Markt, das heißt, die Verkäufer machen die Regeln, weil schlichtweg weniger Autos verfügbar sind. Daher schrumpfen die Rabatte. Bezahlten Autohersteller für eine Tonne Aluminium im November noch etwas über 2500 Dollar, muss man heute einen Tausender drauflegen. Der Preis von Palladium, das zu einem großen Teil bisher aus Russland kam und für Katalysatoren notwendig ist, kletterte innerhalb von drei Monaten von 1600 auf 2700 Dollar pro Unze.
Die Energiepreise steigen extrem. Auch das schlägt sich auf die Autopreise nieder.
Die Produktion von E-Autos, deren Anzahl politisch gewollt drastisch steigen wird, ist teurer als die von Verbrennern, insbesondere wegen der Batterie. Diese Kosten werden nur relativ langsam sinken.
Tavares‘ düsteres Szenario: Wenn Autohersteller keinen Weg finden, diese Kosten nicht an Kunden weiterzugeben, „wird es der Mittelklasse nicht mehr möglich sein, Neuwagen zu kaufen“.
Stellantis betreibt je ein Werk in der Ukraine und Russland, beide haben den Betrieb eingestellt. Noch ist nicht abzuschätzen, ob sie jemals wieder aufsperren.
Das Ausmaß der Kostensteigerung ist noch nicht abschätzbar. Fest steht nur: Es wird teurer.
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