Das Angebot an frisch produzierten Fahrzeugen ist also begrenzt, gleichzeitig ist die Kundschaft in Kauflaune. Die Folge ist klar: Die Preise steigen, europaweit. Und zwar um bis zu zehn Prozent, wie eine Untersuchung der Kreditversicherung Acredia und Euler Hermes besagt.
Der Produktionsstau trifft aktuell auf einen durch den Nachholbedarf nach dem Corona-Lockdown geprägten Markt. In der ersten Jahreshälfte stiegen die Neuzulassungen in Europa um 25 Prozent auf fast 5,4 Millionen Pkw. Ohne Chip-Mangel hätten es möglicherweise mehr sein können. Allerdings fehlen die Autos: Der Branchenverband VDA rechnet für das Gesamtjahr mit einem Produktionsausfall von 600.000 Fahrzeugen allein in den deutschen Werken.
„Damit bietet sich den Automobilherstellern eine einmalige Gelegenheit, die Preise nach fast 20 Jahren anzuheben und ihre Margen deutlich zu verbessern“, heißt es in der Untersuchung.
„Die europäischen und deutschen Autobauer sitzen durch die Chip-Knappheit aktuell am längeren Hebel“, sagt die Acredia-Chefin in Österreich, Gudrun Meierschitz. „Drei bis sechs Prozent Preissteigerung sind europaweit deshalb aktuell möglich, zumindest bis sich der Ausnahmezustand bei den Halbleitern wieder normalisiert.“ Für Deutschland rechnet Acredia sogar mit einer Preissteigerung von bis zu zehn Prozent.
Dass das geringe Angebot auf die Preise durchschlägt, hatte zuvor auch das Center Automotive Research (CAR) festgestellt, das regelmäßig das Rabattniveau auf dem deutschen Neuwagenmarkt untersucht. Im Juni und Juli lag es bereits ungewöhnlich niedrig. Und auch die Preise für Fahrzeuge aus zweitewr Hand haben bei unseren Nachbarn zuletzt angezogen, da Neuwagenkäufer auf junge Gebrauchte umsteigen.
Auch in Österreich steigt der Absatz
Für Österreich zeigen aktuelle Daten der Statistik Austria, dass die Pkw-Neuzulassungen seit Jahresbeginn gegenüber 2020 um 12,2 Prozent gestiegen sind. 154.298 Pkw wurden in den ersten sieben Monaten neu zugelassen, exakt zwei Drittel davon waren Firmenwagen. Noch höher lag der Anteil der juristischen Personen, Firmen und Gebietskörperschaften bei den neu zugelassenen Elektro-Pkw, nämlich bei 84,1 Prozent (14.585 Fahrzeuge). Nur 2752 Pkw mit Elektroantrieb wurden von privaten Fahrzeughalterinnen und -haltern neu zugelassen, rechnete die Statistik Austria vor.
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