Mit 4,36 Meter ist er dem Wolfsburger Kompaktklassenprimus in der Länge zehn Zentimeter voraus. Vor dem braucht er sich optisch übrigens nicht verstecken: Das sauber geschneiderte Blechkleid mit scharfen Kanten und intensivem Scheinwerferblick hat die leichte Biederkeit des Rapid abgelegt und schafft nun sichtbar mehr Präsenz. Das gilt auch für das Heck mit der verlängerten Scheibe (Option); beim Vorgänger wirkte das noch wie ein hilfloser Versuch, die Optik etwas aufzuwerten. Beim Scala unterstreicht es den höheren formalen Anspruch der ganzen Karosserie.
Doch nicht nur die Äußerlichkeiten stimmen, auch die inneren Werte wissen zu überzeugen. Vor allem im hinteren Teil des Wagens. Der Knieraum im Fond sprengt die Klassenstandards, auch die Kopffreiheit geht sehr in Ordnung. Vorne sitzt es sich ebenfalls recht luftig, ohne dass man mehr als das in diesem Segment übliche erwarten dürfte. Der Kofferraum fällt mit 467 Liter eine gute Ecke üppiger aus als im Golf und wächst bei umgeklappter Fondbank auf den Klassenbestwert von 1410 Liter. Allerdings stört dann eine leichte Schräge beim Beladen. Den kleinen Malus gleichen eine umklappbare Beifahrerlehne und ein doppelter Ladeboden jedoch mehr als aus.
Hinwegsehen kann man auch über die eher mittelmäßige Materialqualität im Innenraum, wo hartes Plastik dominiert, allerdings in ergonomisch günstiger und nüchtern-eleganter Form. Die Bedienung dürfte jedem leichtfallen, der auch nur einmal in einem VW, Skoda oder Seat gesessen hat. Und das gilt auch, wenn das neue Infotainment-System an Bord ist, das mit leicht geänderter Menüführung und vor allem standardmäßiger 3G-Vernetzung aufwartet.
Keine Schwächen zeigt der Skoda auf der Straße. Das Fahrwerk ist eher straff abgestimmt, was für Verbindlichkeit auf kurvigen Etappen sorgt. Gleichzeitig kommt der Komfort nicht zu kurz; auch aufgrund des langen Radstands passiert der Tscheche Verwerfungen und Unebenheiten durchaus lässig. Diese Ausgewogenheit macht ihn zum guten Allrounder: Lange Reisen auf der Autobahn sind ebenso möglich wie flottere Landstraßenetappen, zu denen auch die recht direkte Lenkung gut passt. Positiv fällt in jedem Fall die gute Geräuschdämmung auf; weder Fahrt- noch Motorlärm dringen über Gebühr in den Innenraum - der Skoda wirkt in dieser Beziehung hochwertig wie ein Golf.
Die angenehme Akustik ist umso bemerkenswerter, als dass im Testwagen ein Dreizylinderbenziner montiert war. Zwar sind die kleinen Motoren heutzutage nicht mehr die unruhigen Gesellen früherer Jahre, doch so zurückhaltend wie im Scala sind sie nur selten ausgeprägt. Der 1,0-Liter-Turbobenziner ist aber alles andere als Langweiler und überzeugt mit quirligem Temperament. Trotz des geringen Hubraums lässt sich der Motor auch schaltfaul fahren. Der Praxisverbrauch liegt dabei knapp oberhalb von sechs Litern - ein ordentlicher Wert.
Die Reife und Ausgewogenheit gibt es zwar nicht zum Nulltarif, die günstigste Scala-Variante (70 kW/95 PS) kostet in der Basis-Ausführung „Active" 18.890 Euro. In Österreich ist dieses Basismodell aber besser ausgestattet als in Deutschland und hat daher auch die Klimaanlage serienmäßig, ebenso wie Tempomat, City-Notbremse und Co. Die Fensterheber sind hier aber nur vorne elektrisch. Ab Ambition um 20.180 Euro gibt es dann schon Parksensoren hinten oder auch Simply-Clever-Gadgets wie den in die Tür integrierten Regenschirm. Weitere 880 Euro und man bekommt den 115-PS-Benziner. Da ist es dann nicht mehr weit zum Golf VII.
Spürbarer wird die Hierarchie im Volkswagen-Konzern bei den luxuriöser ausgestatteten Varianten - in der vergleichsweise üppig bestückten „Style"-Ausführung (ab 23.360 Euro für den 115-PS-Benziner) kann der Scala den Golf schon deutlicher distanzieren. Wenn man den Skoda wählt, kann man sich also durchaus ein wenig Luxus gönnen.
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