Seit heute haben Radler auf der Praterstraße (Leopoldstadt) mehr Platz. Um Punkt 10 Uhr eröffneten Wiens Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) und die grüne Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger an der Ecke zur Mayerlgasse Wiens erste Pop-Up-Bikelane.
Das Interesse an dem neuen, temporären Radweg war groß. Auf die Einhaltung der Sicherheitsabstände achtete dabei kaum jemand. Mehr Platz also für Radfahrer, aber kein Platz für den berühmten "Babyelefanten". Bei der Eröffnung einer Maßnahme, die zum Ziel hat, den Sicherheitsabstand zu leichtern, mutet das doch ein wenig skurril an.
Zwei Spuren Richtung Prater, One-Way Richtung City
Die neue Radspur – für den eine Fahrspur für den Autoverkehr gesperrt wurde – ergänzt den bereits bestehenden Radweg (der in beide Richtungen befahrbar ist) um eine weitere Spur Richtung Prater. Stadtauswärts werden Radler ab der Ferdinandstraße vom bestehenden Radweg auf den Pop-Up-Radweg geleitet und so weiter zum Praterstern geführt.
Um Richtung City zu radeln, müssen die Pedalritter aber weiterhin den alten Radweg benutzen, denn auf dem Pop-Up-Radweg gilt Einbahnverkehr. Argumentiert wird das damit, dass die Praterstraße vor allem stadtauswärts eine wichtige Radverbindung sei. "Sie ist die Anbindung zur Hauptallee im Prater oder zur Donauinsel, aber auch für viele Alltags-Radfahrerinnen und Radfahrer wichtig", so Hebein.
Radverkehr durch Corona stark gestiegen, Stadt schafft Platz
"Im Frühjahr 2020 ist die Zahl der registrierten Radfahrenden bei der Zählstelle Praterstern bei der Mündung der Praterstraße um 66 Prozent im Vergleich zu einer durchschnittlichen Aprilwoche 2019 gestiegen", erklärt Hebein. Der bestehende Radweg sei für den gesteigerten Platzbedarf aber deutlich zu schmal. Die neue Pop-Up-Bikelane soll daher mehr Platz schaffen, denn "mehr Platz für alle bedeutet weniger Risiko für den Einzelnen", so die Stadträtin.
Deshalb wurde für die neue Pop-Up-Bikelane eine ganze (Auto-)Fahrspur herangezogen. Noch in der Nacht auf Donnerstag wurden die orangen Markierungen am Boden angebracht. Zudem wird die Radspur durch 1,2 Meter hohe Leitbaken vom fließenden Autoverkehr abtrennt. Diese werden erst im Laufe des Donnerstags installiert. Offen bleiben aber die Kreuzungen und die Zufahrten. Dadurch soll die "Bikelane" auch für Kinder sicher sein. Gültig soll die temporäre Fahrradspur bis zum Ende der Sommerferien sein.
"Schafft kurzfristig Platz für überlastete Fahrradroute"
Besonders Bezirkschefin Lichtenegger freut sich über den neuen Radweg. Sie kämpft seit langem um eine neue Radspur auf der Praterstraße – und zog sich damit den Zorn der anderen Parteien zu, "Heute" hat berichtet.
Die Pop-Up-Bikelane bestätigt sie in ihren Bemühungen: "Der Radweg auf der Praterstraße ist besonders eng und sicheres Überholen kaum möglich. Nun nutzen wir die Gelegenheit, für die überlastete Fahrradroute kurzfristig mehr Platz zu schaffen", so Lichtenegger.
Stadt rechnet nicht mit "größeren Belastungen" durch Wegfall einer Fahrspur
Die Umsetzung des Pop-Up-Radweges wurde laut Hebein von der zuständigen Dienststelle MA46 auf Sicherheitsaspekte und Verkehrsverträglichkeit geprüft: Nachdem nur eine von zwei Spuren stadtauswärts wegfalle, sei mit keinen größeren Belastungen für den motorisierten Verkehr zu rechnen. Auch das Abbiegen bei allen Kreuzungen sei nach wie vor möglich.
Nach der Praterstraße hat Hebein bereits den nächsten Pop-Up-Radweg am Radar. Wie sie im Interview mit "Heute" verriet, soll dieser in der Wagramerstraße in der Donaustadt entstehen. Die zuständige Abteilung MA 46 prüft aktuell die genaue Umsetzung, die für Mitte des Monats geplant ist.
Erste temporäre Begegnungszonen außer Kraft
Änderungen gibt es auch bei den Mitte April eingerichteten temporären Begegnungszonen. Mit diesen wollte die Stadt das Spazierengehen mit Sicherheitsabstand erleichtern. Elf Zonen wurden definiert, zwei wurden aber bereits wieder aufgehoben.
Dabei handelt es sich um Rechte Bahngasse (Landstraße) und die Fernkorngasse (Favoriten). Einige weitere wurden bis Ende Mai verlängert, andere hingegen – etwa die Sobieskigasse (Alsergrund) oder die Hasnerstraße (Ottakring) sogar bis Anfang Juli. Und es könnten weitere dazu kommen. Mehrere Bezirke hätten bereits Vorschläge gemacht, so Hebein.
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