Mit dem optisch vergleichsweise umfangreichen Lifting reagieren die Franzosen auf wachsende Konkurrenz im sogenannten B-Segment: Im vergangenen Jahr hatte in Europa der Peugeot 208 den erfolgsgewohnten Clio vom Neuzulassungs-Thron gestoßen.
Bei Renault hat man am aktuellen Modell durch Kundenbefragungen einen leichten „Mangel an Persönlichkeit“ festgestellt und daher vor allem bei der Frontgestaltung nachgeschärft. Auffälligste Neuerung sind die winkelförmigen Tagfahrlichter, die sich von der Unterseite der schmalen Scheinwerfer Richtung Asphalt ziehen.
Künftig sollen die Halbrauten - seitenverkehrt zusammengesetzt würden sie das Markenlogo ergeben - an allen Modellen der Franzosen den Wiedererkennungswert erhöhen. Zudem ist der Kühlergrill deutlich gewachsen, wodurch der Schwarzanteil im Fahrzeuggesicht zugenommen hat. Der neue Clio wirkt dadurch größer und erwachsener als der eher niedlich-freundlich gestaltete Vorgänger mit seinem recht kleinen Lufteinlassgitter.
Die Blechteile an den Flanken und am Heck bleiben unverändert, die Rückleuchten sind nun allerdings in Klarglas-Optik ausgeführt, wodurch sie moderner wirken sollen. Im Innenraum ersetzen neue, nachhaltige Materialien mit Recyclat-Anteilen die bisherigen Kunststoffe und Tierhäute. Digitale Instrumente und ein Hochkant-Bildschirm am Armaturenbrett sind in allen Varianten Standard.
Alpine-Line für den Clio
Insgesamt entkernt Renault das Angebot für sein meistverkauftes Modell stark. Statt bis zu sechs gibt es künftig nur noch drei Einstiegslinien: Ein günstiges Basismodell, eine Allround-Variante und die neue, sportlich positionierte „Esprit Alpine“-Line. Diese wartet unter anderem mit einer farblich abgesetzten Blende am Frontstoßfänger, 17-Zoll-Felgen und seitlich angebrachten Alpine-Emblemen auf.
Einen speziellen Sport-Motor gibt es wie schon beim Vorgänger nicht mehr. Basis-Antrieb ist wie gehabt ein 65 PS starker 1,0-Liter-Dreizylinder, darüber rangiert eine Turbo-Ausführung mit 91 PS. Ebenfalls aus dem Vorgänger bekannt ist der Vollhybrid auf Basis eines 1,6-Liter-Benziners mit 143 PS. Der Diesel fällt aus dem Programm.
Einen Plug-in-Hybrid oder E-Antrieb wird es für den Clio nicht geben. Die Elektrifizierung ist den für 2024 erwarteten Elektro-Kleinwagen R5 und R4 vorbehalten. Der Clio wird zunächst bis 2030 mit Verbrennungsmotoren weiterlaufen, ab Ende des Jahres dann auch bei Allianzpartner Mitsubishi, die den Colt mit Clio-Technik neu auflegen. Im kommenden Jahrzehnt ist dann zumindest in der aktuellen Form Schluss mit dem Clio, da Renault in Europa dann nur noch reine E-Autos anbieten will.
Bis dahin aber soll der frisch renovierte Fünftürer seine Spitzenposition in Europa zurückgewinnen und den direkten Konkurrenten aus dem Stellantis-Konzern auf die Plätze verweisen. Schließlich muss der Titel des bestverkauften französischen Autos aller Zeiten verteidigt werden. Rund 16 Millionen Einheiten hat Renault bislang an die Kunden gebracht. Einige sollen noch dazukommen. Ob das klappt, dürfte auch mit dem Preis zu tun haben. Renault macht noch keine Angaben. (SPX)