Erste Fahrt mit dem Nio ET7: Das fängt ja gut an!

1 Jahr, 6 Monate her - 10. Oktober 2022, autobild
Nio ET7
Nio ET7
Nio bringt eine elektrische Luxus-Limousine für 69.900 Euro auf unsere Straßen. Inklusive Akku-Wechselstationen. Wir sind den ET7 gefahren.

Man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben: Viel haben wir über Nio, die 2014 gegründete chinesische E-Auto-Marke, schon geschrieben, die in den kommenden Tagen die Oberklasse-Limousine ET7 in Deutschland an den Start bringt.

Wir haben das klare Design bestaunt, das Batteriewechsel-System (in rund fünf Minuten lässt sich der leere Akku gegen einen vollen tauschen) gelobt, uns mit Nomi, dem digitalen Assistenten, unterhalten. Aber gefahren? Waren wir noch nicht. Bis jetzt!

Denn: Auch Sie, liebe Leser, haben Nio anscheinend mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht und den ET7 ins Finale des Goldenen Lenkrads am Lausitzring gewählt – gut für uns, denn so sitzt AUTO BILD jetzt schon hinterm Steuer. Erster Eindruck: Sauber!

Das große Display in der Mitte hat sich Nio bei Tesla abgeschaut, leider auch die Marotten, dass man Lenkrad und Co. darüber einstellen muss – macht der Kunde aber in der Regel ja nicht so oft. Aber: Anders als im Model 3 gibt's hinter dem Volant noch ein Kombiinstrument, inklusive Tacho. (Akku wechseln bei E-Autos: So macht's Nio in fünf Minuten)

Im Sportbetrieb des ET7 geht's zur Sache
Also: Fahrstufe wählen und los – aber wo ist der Wählhebel? Den hat Nio geschickt in die Mittelkonsole (das Holz ist nachhaltiges Karuun) integriert, als kleine Drehwalze. Sieht gut aus, besser als der Schaltknubbel im VW, und nimmt keinen Platz weg. Einmal nach hinten ziehen, D einlegen, losrollen. So simpel wie in jedem anderen E-Auto, und ziemlich smooth.

Sollen die beiden Motoren – einer vorn, einer hinten – nicht über 650 PS bereitstellen? Tun sie, aber im Komfort-Modus zeigt sich der Nio manierlich, gibt gleichmäßig seine Kraft ab, hält sich zurück. Ganz anders im Sportbetrieb: Den muss man zwar erst mal finden, dann aber geht's heftig zur Sache.

Lustig, der Nio zeigt im Fahrmodi-Display, wie sich in den einzelnen Betriebsarten die Sprintzeit verkürzt. In 3,9 Sekunden schnellt der ET7 im flottesten Fall auf Tempo 100, drückt die Passagiere ordentlich in die weichen Sitze – eine Spreizung zwischen den einzelnen Modi, die kaum ein Hersteller so breit hinbekommt, Respekt!

Nomi will mehr sein als nur eine Sprachsteuerung
Überhaupt muss man sagen: Das fängt gut an mit Nio. Fahrwerk und Lenkung wirken fein austariert, die Bremse fühlt sich gut an, der Übergang von Rekuperation zu den mechanischen Stoppern ruckelt nicht – ganz ehrlich, hier könnte auch ein deutsches Premium-Logo auf der Haube kleben; dann stünden auf dem Preisschild aber mehr als 69.900 Euro.
Typisch chinesisch wirkt dagegen Nomi: eine Halbkugel mit Display auf dem Armaturenbrett, die mehr sein will als nur die Sprachsteuerung. Ein Assistent, der einem mit seinem Pixel-Gesicht zuzwinkert, im Takt der Musik tanzt, Fragen beantwortet, Selfies macht – und das Verhalten des Fahrers lernt.

Know me (Lerne mich kennen), daher kommt der Name. Nomi soll also bald wissen, welchen Podcast wir morgens auf dem Weg zur Arbeit hören. Noch weiß sie das nicht und versteht auch noch nicht alles, was wir von ihr wollen – zumal unser Prototyp auch noch eine Mischung aus Englisch und Mandarin spricht. Aber ein paar Tage hat Nomi bis zum Marktstart ja noch Zeit, Deutsch zu lernen ...

Technische Daten und Preis: Nio ET7
• Motor Elektromotor, vorn und hinten
• Batteriekapazität 100 kWh
• max. Leistung 480 kW (653 PS)
• max. Drehmoment 850 Nm
• Antrieb Allradantrieb
• L/B/H 5105/1987/1509 mm
• Leergewicht 2379 kg
• Kofferraum 370 l
• 0–100 km/h 3,8 s
• Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
• Verbrauch (WLTP) 17,2 kWh/100 km
• Preis ab 69.900 Euro

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