Auch als Auto hat man es manchmal nicht leicht. Der Markt der Elektroautos (pro und kontra) boomt, die Produktpalette wird immer breiter – doch man selbst fristet ein trostloses Nischendasein. So oder so ähnlich dürften sich – wenn sie es denn könnten – Elektro-Kombis inmitten der immer beliebter werdenden E-SUV und -Limousinen fühlen.
Der Grund ist relativ einfach: Die SUV sind eine (zu) große Konkurrenz (die sieben besten E-SUV 2023 im Vergleich). Sie sind en vogue und meistens chic, sie bieten einen guten Überblick dank höherer Sitzposition und können dazu noch oft einiges an Gepäck vertragen. Bei Elektroautos kommt hinzu, dass sich die Antriebsbatterie bei SUV einfacher im Unterboden unterbringen lässt als bei einem Kombi, ohne dass die Insassen im Cockpit den Kopf einziehen müssen.
Außerdem versprechen E-Autos als Sports Utility Vehicle den Herstellern dank des oft stattlichen Verkaufspreises eine hohe Marge – worunter nicht nur die Vielfalt bei den Kombis (hier gibt's welche mit Rabatt), sondern auch die bei den Kleinwagen leidet. Abgesehen davon gibt es außerhalb von Deutschland und einigen (wenigen) weiteren europäischen Ländern kaum ein Markt für die praktischen Rucksackträger. Kein Wunder also, dass sich die Autobauer mit der Markteinführung eines E-SUV wesentlich leichter tun.
Doch das könnte sich ändern – wenn auch nur langsam. Aktuell stehen gerade mal drei E-Auto-Kombis zur Auswahl, zwei weitere stecken in den Startlöchern. Dazu haben sich weitere Modelle für die absehbare Zukunft angekündigt.
Diese Elektro-Kombis gibt es oder kommen bald
MG5 Electric
Der MG5 Electric darf sich seit seinem Marktstart 2022 mit dem Titel "Erster echter Elektro-Kombi" schmücken. Mit offiziell bis zu 400 Kilometern Reichweite und einem Preis inklusive (damaliger) Prämie von 28.920 Euro entpuppte sich der Chinese im AUTO BILD-Test als Geheimtipp. Der MG sieht gefällig aus, ist ordentlich verarbeitet, die Bedienung wurde logisch und übersichtlich gestaltet.
Die Nachteile: Mit 87 kW Ladeleistung braucht der Kompakt-Kombi selbst an der Schnellladesäule fürs Laden von 5 auf 80 Prozent suboptimale 40 Minuten. Auf der AUTO BILD-Testrunde genehmigte sich der MG5 im Durchschnitt 28 kWh/100 km, die tatsächliche Reichweite schrumpfte mächtig. Zudem hat der MG5 mit 479 bis 1367 Litern ordentlich Ladevolumen, die Insassen leiden allerdings schnell unter Platzproblemen und die Rückbanklehne steht nach dem Umlegen wie eine Skischanze im Raum, wie ein AUTO BILD-Vergleichstest bewies.
Porsche Taycan Cross Turismo
Der Porsche Taycan Cross Turismo erweiterte im Sommer 2021 als eine Art Shooting Brake mit Offroad-Ambitionen (Allrad, mehr Bodenfreiheit) die Taycan-Familie. Mit seinen bis zu 476 PS Systemleistung und einem Einstiegspreis von mehr als 103.000 Euro ist er allerdings nicht gerade eine typische Familien- oder Vertreterkutsche.
Geboten wird fürs Geld allerdings einiges: eine 93,4-kWh-Performance-Batterie, 389-456 km (offizielle) Reichweite, bis zu 1212 Liter Kofferraumvolumen und 220 km/h Top-Speed, die dank Porsche-typischer Straßenlage ein ganz neues Tempoerlebnis versprechen.
Nio ET5 Touring
Nio hat nach dem ET5 auch die Kombi-Version zu uns gebracht. Der ET5 Touring ist inzwischen in Deutschland konfigurierbar, als Lieferzeit werden vier Monate genannt. Bei 4,79 m Länge und einem Radstand von 1,89 m bietet der Premium-Chinese 450 Liter Kofferraumvolumen, die auf bis zu 1247 Liter erweitert werden können. Eine Anhängerkupplung für bis zu 1,4 Tonnen Anhängelast gibt's optional.
Der Antrieb wird von der ET5-Limousine übernommen: 150 kW (204 PS) an der Vorderachse, 210 kW (285 PS) an der Hinterachse. Die 100-kWh-Batterie verspricht 560 Kilometer offizielle Reichweite, beim Standard-Akku sind es 435 km. An der Kasse werden für den Nio ET5 Touring mindestens 47.500 Euro fällig, hinzu kommt die Batterie (12.000 bzw. 21.000 Euro beim Kauf, 169/289 Euro pro Monat bei Miete).
Opel Astra Sports Tourer Electric
Der Astra Sports Tourer Electric ist der erste Elektro-Kombi einer deutschen Marke und seit seiner offiziellen Premiere auf der IAA Anfang September 2023 bestellbar. Zwischen 516 und 1663 Liter Gepäck passen in den Kofferraum des elektrischen Astra Sports Tourer. Das ist etwas weniger als bei den Verbrennern, die sich optisch nur wenig von ihren stromernden Brüdern unterscheiden werden.
Antriebsseitig steht dem Astra Electric ein Elektromotor mit 115 kW (156 PS) zur Verfügung, bei 170 km/h ist Schluss. Die offizielle Reichweite mit der 54-kWh-Batterie liegt bei 413 WLTP-Kilometern. Der Einstiegspreis des Kombis beträgt 43.490 Euro, die Leasingtarife starten bei 359 Euro pro Monat. GS-Fahrer können ihren Astra Sports Tourer Electric ab 46.560 Euro bestellen.
Peugeot e-308 SW
Der Stellantis-Konzernbruder Peugeot e-308 SW (Station Wagon), der technisch mit dem Astra-e verwandt ist, ist nun ebenfalls erhältlich, und zwar für einen Preis ab 45.765 Euro. Sein Kofferraumvolumen bewegt sich mit 548 bis 1574 Litern auf ähnlichem Niveau. Wie die meisten anderen Modelle seiner Art gibt es auch den 308 schon als Benziner, Diesel, normaler Hybrid und Plug-in-Hybrid.
Wie der e-308 als Limousine basiert der SW auf der EMP2-Plattform, leistet 115 kW (156 PS) und verspricht eine offizielle Reichweite von 408 Kilometern. Der 54 kWh große Akku ist an einer 100-kW-Ladesäule in ca. 25 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt. Der Verbrauch liegt bei 15,1 kWh auf 100 Kilometer.
VW ID.7 Tourer
Als elektrischer Passat gilt der VW ID.7, auch wenn sich die Ähnlichkeiten vor allem aufs Segment beziehen. Die Premiere feierte er auf der CES 2023 in Las Vegas, die Markteinführung als Limousine ist inzwischen erfolgt.
Technisch basiert der ID.7 auf dem bekannten Elektrobaukasten MEB. Einen Radstand von fast drei Metern, ein zusätzliches Akkupaket von 85 kWh, eine Leistung von 210 kW (286 PS) und bis zu 700 Kilometer Reichweite nach WLTP verspricht VW. Im Alltag darf man sich also auf gut und gern 600 Kilometer freuen. Und anders als beim Verbrenner-Passat wird es den ID.7 2024 auch als Kombi geben, vermutlich ID.7 Tourer genannt. Der Preis dürfte bei etwas unter 60.000 Euro liegen.
BMW i5 Touring
BMW hat den neuen 5er fertig. Im Herbst 2023 soll die Oberklasse in achter Generation in den Handel kommen, zunächst als Stufenheck-Limousine mit Diesel- und Benzinmotoren sowie als reines Elektroauto mit Namen i5 (erster Test).
Im Frühjahr 2024 folgt der i5 Touring genannte Kombi, ebenfalls rein elektrisch erhältlich. Mit einer 81,2-kW-Batterie soll die Elektro-Limousine 578 Kilometer WLTP-Reichweite schaffen, beim Kombi könnte es allerdings Abweichungen geben. Als preislicher Einstieg sind etwa 72.000 Euro zu erwarten.
Audi A6 Avant e-tron
Der elektrische A6 Kombi kommt 2024 und wird – so verspricht es zumindest die 2022 vorgestellte Studie – wie von Audi gewohnt ein echter Schönling werden. Bis zu 700 Kilometer Reichweite sollen drin sein, beim A6 Avant e-tron concept kamen zwei Elektromotoren (vorne und hinten) mit einer Systemleistung von 350 kW (476 PS) und 800 Nm maximalen Drehmoment sowie ein Akku mit rund 100 kWh zum Einsatz. Quattro? Ehrensache!
Dank 800-Volt-Technik und einer Ladeleistung von bis zu 270 kW sollen idealerweise 300 Kilometer in zehn Minuten Ladezeit drin sein. Allerdings wird das Ganze vermutlich seinen Preis haben – der knapp unter 100.000 Euro liegen dürfte.
Skoda Octavia Combi Elektro
In den nächsten drei Jahren will Skoda sechs Elektro-Modelle vorstellen, darunter vier komplett neue auf MEB-Basis. Als potenziellen Nachfolger für den Octavia Combi haben die Tschechen den rein elektrischen "Combi" für 2026 angekündigt, mit 4,70 Metern Länge quasi deckungsgleich zu seinem bekannten Verbrenner-Vorgänger.
Für niedrigen Verbrauch wird der E-Kombi flach gestaltet. Angaben zu Kofferraum, Reichweite und Preis gibt es noch nicht. Aber AUTO BILD wünscht sich schon mal 550 Liter, echte 500 Kilometer Reichweite und einen Basispreis nicht allzu weit oberhalb der 50.000-Euro-Marke.
Fazit
Langsam tut sich was im Nischenbereich der Elektro-Kombis. Das Problem: Die meisten neuen Modelle sind hochpreisig, eine Familie mit drei Kindern dürfte hier schnell finanziell überfordert sein.