Die Krise trifft nicht nur die kleinen und mittleren Unternehmen, sondern auch große Player am Weltmarkt. Das zeigt jetzt das Beispiel ZKW.
Mit Umsätzen von rund einer Milliarde Euro und weltweit zwölf Standorten ist die ZKW-Group eine Top-Adresse für Fahrzeug-Lichtsysteme sowie Frontbeleuchtung bei Autos. Das Werk im Mostviertel, in Wieselburg, beschäftigt derzeit 2.600 Menschen.
23 Prozent der Belegschaft weg
Doch das wird nicht mehr lange so sein: Das Unternehmen kündigte jetzt einen Personalabbau von 600 Stellen an. Man sei gezwungen, ein "Kostensenkungsprogramm für nachhaltiges Wachstum" zu fahren, erklärt der Leitbetrieb. Der Produktionsstandort wird bis 2024 also massiv verkleinert. 23 Prozent der Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.
Die Gründe für die Maßnahmen sind mannigfaltig: Neben strukturellen Herausforderungen und einem höheren Preisdruck innerhalb der Branche, der zunehmenden Deindustrialisierung Westeuropas sowie hohen Lohnkosten führt das Unternehmen die exorbitanten Energiekosten, die hohe Inflation sowie nicht mehr funktionierende, globale Lieferketten ins Treffen.
Bereits vor Monaten beklagte man Mehrkosten von 15 Millionen Euro allein für Strom – "Heute" berichtete hier.
Der Stellenabbau in Wieselburg betreffe zum Großteil Leiharbeiter, wie ZKW am Donnerstag bekannt gab. Die Verträge würden einfach nicht mehr verlängert werden.
"In der Stammbelegschaft wird der Stellenabbau nicht nur im Zuge von Dienstgeberkündigungen erfolgen, sondern auch durch natürliche Abgänge (wie Pensionsantritte), Dienstnehmerkündigungen ohne Nachbesetzung der betroffenen Stellen sowie alternative Arbeitszeitmodelle wie Altersteilzeit", heißt es in einer Presseaussendung.
Für die betroffenen Arbeitnehmer der Stammbelegschaft werde ein freiwilliger Sozialplan angeboten, der Betriebsrat sei diesbezüglich bereits informiert worden.
NÖ kleiner, China & Mexiko größer
"ZKW als verantwortungsvoller und größter Arbeitgeber der Region hat die Situation in den letzten Monaten genau analysiert und ist zum Entschluss gekommen, dass dieser Stellenabbau zwingend erforderlich ist, um die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandortes in Wieselburg wiederherzustellen und den Fortbestand der Produktion zu sichern", so Andreas Nix, Standortleiter der ZKW Lichtsysteme GmbH in Wieselburg.
Im Rahmen des Konzepts sollen auch die Kapazitäten in China und Mexiko erweitert werden, um den Produktionsbedarf vor Ort decken zu können. Auch in der Slowakei will man ausbauen.
"Wir bedauern die mit den Kosteneinsparungen verbundenen Konsequenzen für unsere Mitarbeiter:innen und bedanken uns in aller Form für ihren persönlichen Einsatz in der vergangenen Zeit.", so ZKW-Manager Wilhelm Steger.
Erste Polit-Stellungnahmen
Auch seitens der Politik bedauert man die Entscheidung: "ZKW zählt zu den größten Leitbetrieben des Landes. Dieser Job-Abbau ist daher ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch für den gesamten Wirtschaftsstandort eine dramatische Nachricht. Es ist jetzt wichtig, schnell den Betroffenen zu helfen. Daher sind wir bereits mit der Geschäftsführung in Kontakt und haben an sie appelliert, gemeinsam mit dem Betriebsrat einen fairen Sozialplan abzuschließen. Die Fachkräfte des ZKW genießen einen ausgezeichneten Ruf und in der Region gibt es einen massiven Fachkräftemangel. Daher sind wir zuversichtlich, dass viele Betroffene schon in den nächsten Tagen von Betrieben kontaktiert werden, ob sie bei ihnen arbeiten wollen", so die Landesräte Jochen Danninger (ÖVP, Wirtschaft) und Martin Eichtinger (ÖVP, Arbeit) in einer ersten Stellungnahme.
Für die FPÖ ist die Ankündigung zum Stellenabbau bei ZKW ein gefundenes Fressen: "Dass der Automobilzulieferer ZKW sein Werk in Wieselburg verkleinert und 600 Beschäftigte feuert, ist der völlig verfehlten Standortpolitik, der völlig verfehlten Energiepolitik und den Russlandsanktionen geschuldet", poltert FP-Wirtschaftssprecher Reinhard Teufel.
Die "unfreundlichen Wirtschaftsbedingungen" seien der Bundesregierung geschuldet, so die FPÖ. "Exorbitant hohe Strom- und Gaspreise, noch mehr Steuern, noch mehr Abgaben und noch mehr Gebühren, für immer weniger Leistungen, hält kein Unternehmen auf Dauer aus. Wer derartig miese Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schafft, bekommt über kurz oder lang das Ergebnis präsentiert. Und das bedeutet im Fall der ZKW die Kündigung von 600 Beschäftigten", so Teufel.
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