Mercedes stellt die A-Klasse ein! Im Jahr 2025 soll der letzte kompakte Mercedes vom Band laufen. Auch die B-Klasse wird laut "Handelsblatt" dann auslaufen. Am Erfolg kann es nicht liegen: Die Kompakten haben 2021 rund 17 Prozent aller Mercedes-Verkäufe ausgemacht, weltweit wurden 323.000 Stück von dem Kompakten mit Stern verkauft. Zum Vergleich: VW hat im selben Jahr rund 268.000 Golf unters Volk gebracht.
Doch obwohl die Kompakt-Klasse sich für Mercedes lohnt, werden A- und B-Klasse nun eingestellt. Hat Mercedes keine Lust mehr auf die kleinen Autos? Im Gegenteil: "Es wird auch in Zukunft kompakte Einstiegsmodelle von Mercedes-Benz geben", erklärt ein Mercedes-Sprecher gegenüber AUTO BILD. Tatsächlich hat der Konzern auch in dieser relativ kleinen Größenklasse viel vor.
Auch zukünftig Kompaktautos
Einen Vorgeschmack bot vor wenigen Wochen der Mercedes Vision EQXX – ein Konzeptauto, klar. Aber eines, das weltweit Schlagzeilen machte. Denn der Wagen, der mit einem Durchschnittstempo von 87 km/h mehr als 1200 km fuhr, ohne nachzuladen, hat einen Akku, der leichter ist als alle, die es bisher gab. Der Verbrauch unter 10 kWh. Und: Die Batterie passt in einen 2,80 Meter-Radstand.
Um es kurz zu machen: In diesem Auto steckt die Technik für die neue Einstiegsklasse bei Mercedes, die im Konzern "modulare Kompaktarchitektur" heißt. Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer kürzlich gegenüber AUTO BILD: "Den Akku sehen Sie in den kompakten Mercedes-Modellen ab 2024". Auf Nachfrage, ob die A-Klasse denn nicht mehr so heiße, grinste er und sagte: "Warten Sie es ab". Jedenfalls soll nach Schäfers Worten "der Einstieg, von heute gesehen, ein digitales Feuerwerk" werden.
Premiere verlief "umwerfend"
Ein Feuerwerk war auch der Einstieg in die A-Klasse: 1997 brachten die Stuttgarter mit dem kompakten Mercedes ein bezahlbares Einstiegsmodell auf den Markt; für rund 32.000 D-Mark konnte man jetzt Mercedes fahren – also für knapp 2000 Mark mehr, als für einen VW Golf fällig wurden. 2005 ergänzten die Stuttgarter das Angebot um einen Kompakt-Van, der besonders bei Rentnern gut ankam.
Bei Einführung der A-Klasse 1997 legte der bis dahin kürzeste Benz (3,57 Meter) gleich mal einen "umwerfenden" Start hin: Mit einem nicht genormten Spurwechsel-Fahrmanöver bei circa 65 km/h – später als Elchtest berühmt geworden– brachte ein schwedischer Journalist am Steuer das Fahrzeug zum Kippen. Für Mercedes ein PR-Desaster!
Die Folge: Alle bis dahin gebauten A-Klassen wurden mit dem Stabilitätsprogramm ESP und geändertem Fahrwerk nachgerüstet. Und: Ab 1999 verbaute Mercedes das ESP in allen seinen Autos serienmäßig! Der Vorfall brachte der A-Klasse jede Menge Beinamen ein: Elch-Klasse, Purzel oder Kleinster Kipper der Welt. Witzig: Das Zwischenlager für alle noch nicht umgerüsteten Fahrzeuge war ausgerechnet im badischen Kippheim.
E-Antrieb in der ersten A-Klasse
Den ersten Vorgeschmack auf die A-Klasse gab Mercedes 1993 mit der "Studie A" auf der IAA in Frankfurt, 1997 stand – ebenfalls auf der IAA – die Serienversion. Schon damals mit dem Plan, das Fahrzeug nicht nur mit Benziner und Diesel, sondern auch mit Elektromotor auszustatten. Ausgestattet mit einer 30-kWh-Batterie – entwickelt mit AEG – sollte das Modell 200 Kilometer schaffen und war auf 128 km/h abgeregelt. In Serie ging die Elektroversion allerdings nie – aus wirtschaftlichen Gründen.
Auch an Wasserstoff dachte man damals bereits. Unter dem Namen "New Electric Car", kurz "Necar", forschte Mercedes mit insgesamt sechs Konzeptfahrzeugen der A-Klasse an der Brennstoffzellen-Technologie. Nummer zwei bleibt ein Biedermann Sieben Jahre später und nach 1,1 Millionen verkauften Fahrzeugen stand die zweite Generation der A-Klasse in den Startlöchern. Dieses Mal allerdings deutlich länger: Nun maß der Baby-Benz 3,84 und war fortan als sogenannte Limousine und als dreitürige Coupé-Version erhältlich.
Flotte soll deutlich schrumpfen
Mit dem Wegfall der A-Klasse beginnt die Mercedes-Welt mit der C-Klasse – und damit bei mindestens rund 43.000 Euro. Zum Vergleich: Eine aktuelle A-Klasse gibt es für rund 28 000 Euro, die B-Klasse für knapp über 30 000 Euro. Was nach der A-Klasse kommt, sehen wir in zwei Jahren.
Das Portfolio soll allerdings von aktuell sieben (A-Klasse, B-Klasse, A-Klasse Limousine, CLA, CLA Shooting Brake, GLA, GLB) auf vier Modelle reduziert werden – die dürften rein elektrisch vorfahren und neue Namen bekommen. Zu welchem Preis es sie geben wird, ist allerdings ebenfalls noch unbekannt.
Für Kunden wenig Änderungen
Mercedes wird sich weiter um alle A- und B-Klassen kümmern. Service, Wartung und Inspektion können auch nach dem Produktionsende bei allen Mercedes-Partnern durchgeführt werden. Auch die Garantie-Ansprüche erfüllt der Autobauer selbstverständlich weiter.
In der Regel stellt Mercedes bis 15 Jahre nach dem Auslaufen einer Baureihe die Versorgung mit Ersatzteilen sicher. Auch darüber hinaus lassen sich häufig noch Original-Teile auftreiben, dazu kommen Ersatzteile von Zulieferern in gleicher Qualität. Außerdem entdeckt Mercedes, wie auch andere Hersteller, aktuell den 3D-Druck als Teil der Ersatzteilversorgung: Mit den entsprechenden Bauplänen können schon heute vor allem kleinere Ersatzteile (zum Beispiel Heckdeckel-Sterne oder Spiegelfüße) bei Bedarf neu hergestellt werden.
Steigen Gebrauchtwagen-Preise?
Aktuell ist nicht damit zu rechnen, dass die Gebrauchtpreise für kompakte Mercedes-Modelle steigen. In den kommenden Jahren sind beide Modelle noch als Neuwagen bestellbar, ein Run auf die bereits gebauten dürfte nicht einsetzen. Dazu kommt: Es gibt reichlich Gebrauchte auf dem Markt. Sogar von der ersten Baureihe finden sich in gängigen Gebrauchtwagen-Börsen über 1000 Angebote, zu Preisen von rund 1000 bis 3000 Euro. Von der aktuellen Generation werden sogar fast 7000 Exemplare angeboten, die Preise starten bei rund 10.000 Euro.
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