EU setzt Strafzölle auf E-Autos aus chinesischer Produktion in Kraft

1 month, 2 weeks ago - 03. November 2024, autobild
EU setzt Strafzölle auf E-Autos aus chinesischer Produktion in Kraft
Die Strafzölle auf E-Autos aus China sind da: Gegen den Widerstand aus Deutschland treten die beschlossenen Aufschläge in Kraft. So heftig fallen sie aus!

Die Europäische Union hat gegen den Widerstand aus Deutschland die angekündigten Strafzölle auf E-Autos aus chinesischer Produktion in Kraft gesetzt. Seit Mitternacht gelten zusätzliche Einfuhrzölle auf in China hergestellte E-Autos. Die Strafzölle betragen bis zu 35,3 Prozent, die zum generellen Zollsatz von 10 Prozent addiert werden müssen. Firmen, die mit der EU zusammenarbeiten, werden mit 21,3 Prozent belastet, unkooperative Unternehmen dagegen mit dem Höchstsatz. Die zusätzlichen Abgaben sollen fünf Jahre lang gelten. Aus Deutschland kommt starke Kritik an der Regelung.

Damit greift die EU massiv in den Autohandel zum Schutz der europäischen Autoindustrie ein. Eine EU-Untersuchung hatte ergeben, dass die chinesischen E-Auto-Hersteller merklich von unfairen Subventionen profitieren, mit denen E-Autos für den europäischen Markt künstlich vergünstigt werden. So geht die EU davon aus, dass Fahrzeuge aus China um 20 Prozent günstiger angeboten werden, als ohne Subvention. Schon im Juli hatte die EU-Kommission vorläufige Ausgleichszölle angekündigt. Die Europäer wollen mit den Zöllen langfristig die Zukunft der europäischen Autoindustrie sichern.

Betroffen sind auch deutsche Autobauer, denn sie stellen in China Autos für den Export nach Europa her – darunter BMW mit dem E-Mini, Volkswagen mit dem Cupra Tavascan. Die deutschen Autobauer sind daher vehement gegen Strafzölle. Sie fürchten zudem Vergeltungsmaßnahmen aus China, die ihre Geschäfte auf dem wichtigen Absatzmarkt beeinträchtigen könnten. Die Bundesregierung stimmte nach früheren Angaben aus diplomatischen Kreisen gegen die Strafzölle.

Wie viel Prozent Preisaufschlag bedeuten die Strafzölle?
Am 20. August 2024 senkte die EU-Kommission die geplanten Strafzölle ab. Es geht um Modelle der chinesischen Hersteller Geely und SAIC, aber auch um andere Marken, die in China Autos bauen und nach Europa exportieren. Der Höchstsatz von 35,3 Prozent würde um die üblichen 10 Prozent addiert mit 45,3 Prozent veranschlagt, das würde die betroffenen Modelle also um die Hälfte verteuern. Zum Vergleich: Seit 27. September schlagen die USA gleich 100 Prozent Einfuhrzoll auf E-Autos auf China auf.

Um wie viel macht der EU-Strafzoll Tesla-Modelle aus China teurer?
Seit der Preiserhöhung im Juli kostet das Model 3, das unter anderem im Werk Shanghai gebaut wird, 1500 Euro mehr. Das Basismodell des Model 3 mit Hinterradantrieb kostet ab 42.490 Euro, die Ausführung Maximum Range gibt es ab 51.490 Euro, den Typ Performance für 58.490 Euro. Ob die Preiserhöhung im Zusammenhang mit dem Strafzoll steht, ist offen. Der individuelle EU-Zoll für Teslas, die in China gebaut werden, liegt bei neun Prozent.

Ist auch der Tesla Model Y von Strafzöllen betroffen?
Tesla macht das SUV Model Y in Deutschland nicht teurer. Grund: Fahrzeuge für den deutschen (und europäischen) Markt stammen nicht aus China, sondern aus dem deutschen Werk Grünheide südlich von Berlin.

Welche Strafzollsätze kommen?
Dieser Strafzoll soll für Geely gelten

Der für Geely vorgesehene Einfuhrzoll sinkt von 19,9 auf 19,3 Prozent, Geely produziert unter anderem die E-Autos Smart #1 und Smart #3 sowie den Volvo EX30.

Was soll BYD zahlen?
Der auf E-Autos von BYD ("Build your Dreams") verhängte Strafzoll beträgt 17,0 Prozent.

Wie hoch ist der Strafzoll für SAIC?
Für SAIC beträgt der EU-Zoll 35,3 Prozent. Das wäre der Höchstsatz, der nur anfällt, wenn ein Hersteller als "nicht kooperativ" eingestuft wird. SAIC baut den in Deutschland populären MG4, der in Konkurrenz zum ID.3 steht. Von dem Auto aus China kamen laut Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts zwischen Januar und September 11.013 Neuwagen auf die Straße.

Wie hoch die Zolllast auf E-Minis ausfällt
Die Firma Spotlight Automotive, ein Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Great Wall Motors in China, baut den elektrischen Mini: Das Joint Venture wurde zuletzt in den Kreis kooperierender Unternehmen aufgenommen und wird daher mit 21,3 Prozent Zollsatz belastet.

Wird der Cupra Tavascan belastet?
Offen ist, wie das Elektro-SUV Cupra Tavascan verzollt wird. Das Modell steht kurz vor dem Marktstart, eine Preiserhöhung käme zur Unzeit.

Was bedeuten die Strafzölle für Dacia?
Nach dem Modellwechsel beim Spring könnten die EU-Strafzölle einen höheren Preis für das derzeit günstigste Elektroauto bedeuten.

Mit welchem EU-Strafzoll muss BMW rechnen?
BMW baut in Shenyang das E-SUV iX3, damit wären bei einer Einführung der Zusatzzölle 21,3 Prozent Aufschlag fällig. Doch für den bayerischen Hersteller sind die Strafzölle keine existenzielle Bedrohung: Das Modell läuft 2025 aus, der Nachfolger soll unter anderem im ungarischen Werk Debrecen gefertigt werden.

Wie geht es jetzt weiter?
China hat Widerstand gegen die Zusatzzölle angekündigt. Das Land ist mit den Strafzöllen "weder einverstanden noch akzeptiert es sie". China habe eine Beschwerde im Rahmen des Streitbeilegungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht. Ob das eine aufschiebende Wirkung hat, steht noch nicht fest. Auf technischer Ebene laufen die Gespräche weiter. Möglichkeit könnte sein, dass Autohändler für E-Autos Preisverpflichtungen eingehen, um damit die Zölle abzuwenden.

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