Betroffen sind natürlich auch die meisten (Zuliefer-)Werke in Österreich. Magna in Graz ist bereits geschlossen, das BMW-Werk in Steyr schließt heute, das Komponentenwerk des PSA-Konzerns in Wien-Aspern stellt die Produktion nach der letzten Freitagschicht ein.
Nach Branchenriesen wie Volkswagen, Audi, Daimler, Peugeot und Renault kündigten am Mittwoch weitere Hersteller wie BMW, Toyota und Porsche Produktionsstopps von bis zu einem Monat an. Österreichische Auto-Zulieferbetriebe sind davon massiv betroffen.
Aber es gibt Ausnahmen: Beim oberösterreichischen Kfz-Zulieferer Miba spürt man die Werkschließungen der großen europäischen Autokonzerne noch nicht, aber „die Situation verändert sich gerade stündlich, daher ist es schwierig bis unmöglich, eine Prognose abzugeben“ sagte Pressesprecher Wolfgang Chmelir. Auch die Supply Chain funktioniere nach wie vor.
Das bedeutet für die rund 2800 Mitarbeiter in Österreich - insgesamt sind es 7600 - und für die weltweit 30 Produktionsstätten, dass es „im Moment“ keine Schließungen und keine Kurzarbeit gibt. Doch die Erfahrung der laufenden Woche zeigt: Es kann plötzlich schnell gehen. So hatte etwa Porsche zunächst nur für einen Tag unterbrechen wollen, heute wurde mitgeteilt, dass das Stammwerk in Zuffenhausen sowie das Werk in Leipzig ab diesem Samstag zunächst für zwei Wochen geschlossen bleiben. Bei BMW war von Problemen bis heute überhaupt nicht die Rede gewesen - nun wird die Produktion in Europa und Südafrika heruntergefahren und bleibt bis mindestens 19. April ausgesetzt.
Der Reihe nach trudeln seit Tagen die Meldungen der Autohersteller ein, einer nach dem anderen teilt das Unausweichliche mit. Die Gründe sind im Wesentlichen überall die gleichen. Der Schutz der Belegschaft ist allen wichtig, außerdem lassen Engpässe in den globalen Lieferketten eine geordnete Produktion oft nicht mehr zu.
Absatz bricht ein
Doch selbst wenn die Hersteller Autos produzieren könnten, von verkaufen kann derzeit keine Rede sein. Viele Händlerbetriebe sind geschlossen (in Österreich alle), ein Verkauf würde aber schon deshalb scheitern, weil man derzeit keine Fahrzeuge zulassen könne, sagte uns der Sprecher eines Importeurs. „Da stehen viele Fahrzeuge auf dem Hof, aber der Händler bekommt kein Geld dafür, weil er nicht ausliefern kann.“
Was das für den europäischen Automarkt bedeuten wird, kann man sich hochrechnen, wenn man nach China blickt, wo die Corona-Pandemie ausgebrochen ist. Hier brach der Autoabsatz im Februar um 80 Prozent ein. Immerhin ziehen die Auftragseingänge dort bereits wieder an. Längerfristige Auswirkungen infolge der Pandemie seien allerdings nicht abschätzbar, sagte BMW-Vertriebschef Pieter Nota.
Branchenexperten befürchten dramatische Folgen für die Branche, die in Deutschland und Europa zu den wichtigsten Arbeitgebern zählt. „Sollte sich die Coronavirus-Krise in den nächsten Wochen und Monaten verschärfen, wovon auszugehen ist, führt dies zu Lieferengpässen, Produktionsausfällen, aber auch zu starken Kaufrückgängen, was bis zum Jahresende nicht mehr aufzuholen wäre“, sagte Analyst Frank Schwope von der NordLB.
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