Wenn Sie sich nicht mehr daran erinnern können, dass es von 2013 bis 2017 bereits einen rein elektrischen Ford Focus gab, liegt das vielleicht daran, dass Sie nie einen in der echten Welt gesehen haben. In seinem letzten Lebensjahr wurden vom kompakten Stromer gerade mal 61 Exemplare verkauft – in ganz Europa. Ein Sprecher ordnete das Produktionsende vor vier Jahren entsprechend messerscharf ein: "Der Absatz ist nicht stark genug." Man wolle sich dem Thema wieder widmen, wenn der Markt reifer sei. Allerdings gehört zur Wahrheit auch die Vollständigkeit, wie wir schon bei TV-Richter Alexander Hold gelernt haben – und da muss sich der Hersteller einer vielleicht unbequemen Wahrheit stellen: Der Focus Electric blieb als Gesamtpaket in vielen Punkten hinter der Konkurrenz zurück.
Für fast 35.000 Euro gab es zum Produktionsende ein Auto mit einem 107 kW starken E-Motor an der Vorderachse, 225 Kilometern Reichweite (NEFZ) und einem 33,5-kWh-Akku. Davor waren es sogar nur 23 kWh und 160 Kilometer Reichweite. Zu den wesentlich beliebteren Konkurrenten zählten damals Renault Zoe, BMW i3, VW e-Golf, Kia Soul EV sowie Tesla Model S und X. Doch in Sachen E-Moblität macht die Entwicklung große Sprünge, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Ford erneut an einen kompakten Stromer machen will. Das zumindest will das britische Magazin Autocar von Ford-Designchef Murat Gueler erfahren haben. Ein solches Fahrzeug sei unter den für die nächsten Jahre geplanten Elektroautos, heißt es dort.
Erst Crossover, dann Focus?
Dass Ford als erster konzernfremder Hersteller den Elektro-Baukasten MEB von Volkswagen nutzen darf, ist längst kein Geheimnis mehr. Das erste Produkt dieser Technologie-Hochzeit wird mutmaßlich ein Crossover sein, doch schon letztes Jahr kündigte Ford an, ein zweites MEB-Modell bringen zu wollen. Erwarteter Absatz der beiden E-Baureihen: 600.000 Einheiten innerhalb von sechs Jahren. Zum Vergleich: Der aktuelle Focus verkauft sich in Deutschland pro Jahr zwischen 50.000 und 60.000 mal. Eine kommende Elektroversion könnte mit Blick auf die Leistungsdaten dem VW ID.3 entsprechen und mit bis zu 550 Kilometern Reichweite und einem 150 kW (204 PS) starken Motor antreten.
Bislang hat Ford auf dem europäischen Markt mit dem Mustang Mach-e nur einen einzigen rein elektrischen Pkw im Angebot (siehe Fotoshow). Im Frühjahr 2022 legt der Hersteller im Bereich der Nutzfahrzeuge nach und bringt auch den Transit als E-Version. Daneben sind derzeit die SUV Kuga und Explorer sowie der Kleintransporter Tourneo als Plug-in-Hybride erhältlich. Mondeo, S-Max und Galaxy stehen als Vollhybride beim Händler; Fiesta, Puma und Focus als Mild-Hybride. Mit Blick auf die Konkurrenz sind weitere BEV-Modelle dennoch alternativlos.
Ford lässt sich Zeit mit dem Aufbau eines rein elektrischen Portfolios. Dank der Kooperation mit Volkswagen könnten die kommenden BEV-Fahrzeuge dennoch einen veritablen Aufschlag im Markt hinlegen. Ein neuer Focus Electric wäre mit dem technischen MEB-Background jedenfalls deutlich konkurrenzfähiger als sein erfolgloser Vorgänger.
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