Suzuki Jimny gebraucht: Feld, Wald, Wertanlage?

1 Jahr, 10 Monate her - 24. Mai 2022, autobild
Suzuki Jimny gebraucht: Feld, Wald, Wertanlage?
Der Suzuki Jimny ist kultig – und kostet. AUTO BILD ergründet den Hype um den kantigen Kraxler mit besonderer Charakterstärke.

Der kantige Charme einer Baby-G-Klasse brachte der vierten Generation des Offroaders Suzuki Jimny mächtig Sympathien ein. Direkt nach der Markteinführung Ende 2018 fuhr er in die Herzen derer, die sich ein gleichermaßen kompaktes, robustes und bezahlbares Allradvehikel wünschten. Für 19.985 Euro gab es den 3,65 Meter kurzen und 1,65 Meter schmalen Viersitzer in der gehobenen Comfort+-Ausstattung.

Die Fahrzeugkontingente waren jedoch von Anfang an arg knapp bemessen und somit ruck, zuck ausverkauft. Und die Neufahrzeugkarriere der viersitzigen Bergziege war kurz. Sie endete bereits im September 2020: Hohe CO2-Strafzahlungen verdarben dem Importeur den Spaß. Zwar feierte der Jimny als Neuwagen im April 2021 sein Comeback, da jedoch nur als zweisitzige Lkw-Variante ab 21.915 Euro – und mit ewig langen Lieferzeiten. Was erwartet Gebraucht-Interessenten heute?
Suzuki Jimny gebraucht: nach dreieinhalb Jahren immer noch 26.800 Euro

Zunächst einmal gesalzene Preise, etliche Tausender über dem einstigen Neupreis! Unser dreieinhalb Jahre alter Testwagen vom Jimny-Profi, dem Autohandel Olaf Neven in Egestorf (Niedersachsen), kostet nach dreieinhalb Jahren und 16.539 Kilometern eindrucksvolle 26.800 Euro. Der Grund ist neben dem arg limitierten Angebot die treue Fangemeinde. Die zahlt besonders für gute Autos mit niedrigen Kilometerständen gutes Geld. Ein Jimny wird gern gekauft von Hundebesitzern und Jägern. Bei Großstädtern kommen neben der erhöhten Sitzposition die Übersichtlichkeit und der Wendekreis von 10,5 Metern gut an.

Kantig gestaltet ist der Innenraum. Er bietet neben reichlich ehrlichem Plastik sogar Multifunktionslenkrad, Touchscreen-Infotainment und Sitzheizung. Wichtiger als Komfortausstattungen dürfte den allermeisten Jimny-Freunden jedoch die betont robuste Optik sein, welche sich charmant vom windkanalgeglätteten Kompakt-SUV-Einerlei absetzt. Tatsächlich verfügt der Jimny über handfeste Qualitäten: Unter seiner Hülle bietet er leistungsfähige Antriebstechnik, die den Floh zu weitaus mehr als Eisdielenbesuchen qualifiziert.

Offroad gefahrene Arbeitstiere können überdurchschnittlichen Verschleiß haben

Allrad und Untersetzung garantieren zusammen mit einem stark verschränkenden Starrachsenfahrwerk, 20,5 Zentimeter Bodenfreiheit sowie üppigen Böschungswinkeln (37 Grad vorn, 49 Grad hinten) eine bemerkenswerte Geländetauglichkeit. Letztere ist für Gebrauchtinteressenten Fluch und Segen zugleich.

Offroad geschundene Spielzeuge und Arbeitstiere können mit Unterbodenschäden sowie einem, gemessen am Kilometerstand, überdurchschnittlichen Verschleiß an der prinzipiell sehr haltbaren Technik überraschen. Während sich bei umgeklappter Zweier-Rücksitzbank im Kofferraum auch größere Hunde wohlfühlen, ist der Jimny kein Auto zum Pferdestehlen: unterdurchschnittliche Anhängelasten von 300/1300 kg (ungebr./gebr., bis 12 %).

Dem braven 102-PS-Benziner geht auch ohne Anhängsel frühzeitig die Luft aus. Bevorzugtes Revier sind daher Feldwege, Sandpisten und Landstraßen bei moderaten Geschwindigkeiten. Ab Tempo 110 nehmen die Reifen- und Windgeräusche enorm zu. Dem Jimny fehlt dann zudem Vortriebskraft, sodass man bei der Routenplanung idealerweise die rechte Autobahnspur oder Landstraßen wählt. Dann fallen auch die kurze Übersetzung und die Seitenwindempfindlichkeit nicht so gravierend ins Gewicht. Dem Jimny verzeiht man seine Macken übrigens gern: Die dosierte Raubeinigkeit gilt vielen als besondere Charakterstärke.

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