Basis aller Varianten ist jetzt die Langversion des VW T7 Multivan, der neue California ist also 5,17 Meter lang, mit 1,99 Meter Höhe garagentauglich und hat grundsätzlich zwei Schiebetüren (optional mit Zuziehunterstützung). Damit hat er seinem Vorgänger 27 Zentimeter und eine Schiebetür voraus. Die Angebotspalette reicht über mehrere Ausbaustufen vom blanken California (einfacher Multivan mit Ausstelldach) bis hin zum Topmodell namens California Ocean, das praktisch die Vollausbaustufe darstellt. Die Aufpreisliste gibt aber auch hier noch einiges her.
Es liegt nahe, vom „Hotel California mit Meerblick“ zu sprechen, wobei schon die Fahrt Richtung Meer zum Genuss wird. Wegen der Multivan-Basis fährt sich der stylische Camper mehr denn je wie ein Pkw. Über den Vršič-Pass, ein echtes Kurvenreich mit teils miserablem Asphalt in Slowenien – kann das Fahrwerk mit seinen in 15 Stufen einstellbaren Adaptivdämpfern seine Stärken ausspielen. Trotz knapp 2,5 Tonnen und naturgemäß hohem Schwerpunkt neigt sich der Aufbau erstaunlich wenig zur Seite, die Lenkung arbeitet zielgenau und gefühlsecht. Erstklassig. Auf der anderen Seite beherrscht der Cali auch das Komfortfach.
Mit optionalem Travel Assist hat man quasi einen Teilzeit-Chauffeur dabei, der sogar selbsttätig einparkt, auch sonst sorgt Elektronik für allzeit sichere Fahrt. IQ.Light mit LED-Matrix-Scheinwerfern macht die Nacht zum Tag. In Sachen Ausstattung fehlt (auf Wunsch) nicht viel zu einem VW Touareg, bis auf Luftfahrwerk und Hinterradlenkung vielleicht. Großes Kino.
Der 150-PS-TDI bleibt akustisch im Hintergrund, tritt – vom Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe portioniert – brav an und zeigt sich im Reiseverlauf mit 8,5 Litern im Schnitt auch nicht übertrieben durstig. Alternativ kann man ab Marktstart auch einen Benziner mit 204 PS bestellen. Als einziger Allradler wird später ein Plug-in-Hybrid mit 245 PS Systemleistung nachgereicht.
An die ausklappbare Anhängerkupplung darf der Diesel bis zu zwei Tonnen nehmen.
Völlig neues Innenraumkonzept
Der Innenraum ist viel flexibler als früher. Statt einer Sitzbank befinden sich hinten zwei mit einer Hand verschiebbare Einzelsitze mit integrierten Sicherheitsgurten und Schublade unter der Sitzfläche. Die lassen sich kinderleicht ausbauen, weil sie nur jeweils 24 kg wiegen. Lässt man den linken zu Hause, hat man mehr Platz für Gepäck (oder auch für ein Fahrrad), kann aber trotzdem das Bett verwenden.
Dieses stützt sich nur auf dem rechten Sitz (und einer Extra-Leiste) ab: Man legt den Sitz flach, klappt die Matratze mit der integrierten Holzunterlage nach vorn – schon hat man eine 2,00 Meter mal 1,07 Meter große Liegefläche. Wer gern auf einer Isomatte am Boden liegt, fühlt sich hier wohl, ansonsten ist das untere Bett zu hart.
Deutlich bequemer geht es auf dem Bett unter dem serienmäßigen Aufstelldach zu. Dank Tellerfedern verbringen auch empfindliche Camper ihre Nächte entspannt auf der 2,03 mal 1,12 Meter großen Liegelandschaft. Reißverschlussfenster rundum, Lichtschalter und USB-C-Anschluss (45 Watt) versüßen das Leben in der ersten Etage zusätzlich.
Neu und ebenfalls ein Beitrag zum süßeren Leben: Den Durchstieg nach oben verschließt nun eine einteilige Schiebeklappe statt des lästigen Lamellenrollos. Der Elektroantrieb für das Hochdach kostet übrigens extra.
Nicht so süß ist das Verdunklungskonzept: Rollos gibt es nur im Wohnraum. Die Fenster der vorderen Türen lassen sich leicht mit Magnetdecken verhängen. Die Frontscheibe verlangt mehr Aufwand: Mit Faltstangen muss man eine rund zwei mal einen Meter große Decke aufspannen, die man dann in die Scheibe klemmt. Grund: Die Multivan-Basis hat seitliche Dreiecksfenster, die ein Rollo unmöglich machen.
Zum Kaffeekochen reicht’s
Mit ausgefahrenem Hochdach und hochgeklapptem Bett beträgt die Stehhöhe 2,11 Meter (sonst 1,30 m). Insgesamt geht es im Innenraum luftiger zu als früher. Kunststück, mit 3,12 Meter Radstand und dem verlängerten Aufbau ist ja auch mehr Platz. Aber es schafft auch ein ganz anderes Raumgefühl, wenn beide Schiebetüren offen sind, weil die Küchenzeile so gekürzt wurde, dass man auch links locker ein- und aussteigen kann.
Das wiederum hat einen gravierenden Nachteil: Neben der Spüle geht sich nur noch eine einzelne Gasflamme aus. Das reicht zum Kaffeekochen, aber schon für Spaghetti mit Tomatensoße muss man einen Extra-Campingkocher auf das in drei Positionen fixierbare Extra-Tischerl stellen. Oder gleich ein Induktionskochfeld, dazu braucht man aber Landstrom.
Vorteil der Kurz-Küche: Die Kühlfachlade öffnet in den Durchgang, sodass man von draußen locker an die eiskalten Getränke kommt. Für die wirklich große Kochaction im Freien an einem adäquat dimensionierten Campingherd hat man da auch alles griffbereit.
Die Markise kann man nun ab Werk statt für die rechte alternativ für die linke Seite mitbestellen, dann ist man in der Outdoorküche also vor Sonne und Regen geschützt. Eine zweite Markise ist ab Werk nicht zu bekommen, man kann sie aber einzeln nachkaufen oder einfach ein Sonnensegel bzw. Vorzelt einziehen, um die zweite Terrasse zu eröffnen.
Möblierte Dreizimmerwohnung
Die grundsätzlich manuell zu öffnende Hecktür beherbergt serienmäßig wieder zwei Klappsessel. Die sind nun gegen versehentliches Zusammenklappen gesichert und dank höherer Rückenlehne bequemer als früher. Der etwas klapprige Campingtisch steckt nun in der Abdeckung des Heckkofferraums. Er dient als Terrassentisch oder als Indoor-Esstisch, wenn man ihn in die Leiste an der Küchenzeile einschiebt. Die beiden Sitze der Fahrerkabine lassen sich nicht nur höhenverstellen ODER umdrehen, sondern beides.
Im Wohnzimmer befindet sich an der Wand sogar ein Farbdisplay. Das dient nicht als Fernseher, sondern zur Steuerung der diversen Campingfunktionen, vom Klima über Lichter und Lichtleisten bis hin zur Überwachung der Füllstände von Tanks und Batterien. An Bord sind bis zu 29 Liter Frischwasser, ein Tank für 22 Liter Abwasser sowie zwei Batterien mit jeweils 40 Ah (480 Wattstunden). Diese sollen Autonomie für ein Wochenende bieten. Ist die nächste Fahrtstrecke recht kurz, kann man das Laden während der Fahrt per Knopfdruck beschleunigen.
Statt dieses Displays kann man auch den Touchscreen im Cockpit oder eine Handyapp verwenden. Eine feine Sache ist der Campingmode: Ist der aktiviert, bleiben alle Lichter dunkel, wenn man eine Tür öffnet – angenehm nicht nur für die Nachbarn am Campingplatz. Ebenso wie die Zuziehunterstützung für Schiebetüren und Heckklappe.
Lichter und Lichtleisten befinden sich überall im Innenraum, auch Lichtschalter. Außerdem herrscht weder Mangel an USB-C-Buchsen noch an 230-Volt-Steckdosen. Im Heck gibt es auch einen Anschluss für die Außendusche, deren Brausekopf man leider nirgends einhängen kann. Das Herausnehmen des Schlauchs aus dem Eckstaufach ist wegen des Puzzle-artigen Bodens auch etwas umständlich. Innen befindet sich nun auch der Frischwasseranschluss.
Die Preise
Noch hat sich VW noch nicht zu den Preisen für den österreichischen Markt geäußert. Fest steht nur der Basispreis von 70.000 Euro für den California Beach. Ausgehend von den deutschen Preisen dürfte der Basis-Ocean auf rund 100.000 Euro kommen, der fast vollausgestattete Testwagen auf rund 120.000 Euro.
Fahrzit
Reisen mit dem VW California Ocean ist Camping auf höchstem Niveau, natürlich auch, was den Preis betrifft. Dafür kann man ihn auch problemlos als Alltagsauto nutzen und auch lange Tagesetappen lassen sich entspannt abspulen. Es ist vieles sehr durchdacht in dieser neuen Generation, alles wirkt wertig und haltbar (bis auf den Tisch vielleicht). Nur die Reduktion auf eine statt zwei Kochflammen ist ein echtes Manko. California-Glamper werden vielleicht öfter mal zum Nobelitaliener gehen. Das Hippie-Leben muss man sich nicht nur leisten können – man muss auch dafür geschaffen sein.
Warum?
Tolles Fahrverhalten
Im Detail durchdacht
Edle Optik
Warum nicht?
Keine vollwertige Küche
Oder vielleicht …
… Ford Nugget, Citroën Holidays, Mercedes V-Klasse Marco Polo
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