Von bieder über sportlich bis ziemlich exaltiert zeigte sich der Kompaktwagen in den vergangenen 50 Jahren. Die neue Generation will nun mit Eleganz und mehr inneren Werten überzeugen.
Fast jeder Autofahrer kennt den Civic: Der Honda hat sich in den bisherigen zehn Generationen weltweit stolze 27,5 Millionen Mal verkauft, zuletzt war der im Laufe seiner Karriere vom Klein- zum relativ großen Kompaktwagen mutierte Japaner aber nicht mehr ganz so erfolgreich. Vielleicht ein Grund, warum der Civic in der ab Herbst debütierenden elften Generation beim Design deutlich eleganter auftritt.
Dabei bleibt der Fünftürer aber dem sportlichen Markenkern treu. So ist Kotaro Yamamoto, der bei Honda Motor Europe so ziemlich alles, was Technik ist, verständlich erklären kann, stolz darauf, dass der neue Civic die geringste Gesamthöhe im C-Segment aufweist und die sanft abfallende Dachlinie für einen dynamischen Touch sorgt. Zudem will der Kompaktwagen mit einer guten Übersicht glänzen, dafür wurde die Motorhaube im Vergleich zum aktuellen Modell um 2,5 Zentimeter abgesenkt und die relativ schmale A-Säule nach hinten versetzt.
Auffallend und die sportliche Präsenz unterstreichend sind die ausgeprägten Schultern des Fahrzeugs. Platz gibt es hinten wie vorn genug, nur die Kopffreiheit hinten könnte größeren Menschen Probleme bereiten und der Kofferraum fällt mit knapp über 400 Litern rund 15 Liter kleiner aus als bisher. Übrigens fertigt Honda die Heckklappe erstmals aus Kunststoff, was sie rund 20 Prozent leichter macht und das Öffnen und Schließen erleichtern soll.
Besonders punkten soll der Civic aber mit seinem Innenraum. Tatsächlich zeigt sich dieser - jedenfalls in der Ausstattungsstufe Advanced - fast schon auf Audi-Niveau: Weiche Kunststoffe, fein rastende Drehregler für die Klimaautomatik, klare Instrumente, schöne Ledersitze und penible Verarbeitung. Vermisst wird höchstens ein Head-up-Display, das nicht mal optional angeboten wird. Der Fahrer schaut vielmehr durch das Lenkrad auf ein 10,2 Zoll großes Display und auf einen je nach Ausstattung entweder 8 oder 9 Zoll großen, hoch angesetzten und freistehenden mittigen Bildschirm.
Apropos Ausstattung: Neben der schon sehr gut und unter anderem mit Navigation ausgestatteten Basis „Elegance“ offeriert Honda noch die Niveaus „Advanced“ und „Advanced Sport“, ohne allerdings schon genaue Details zu nennen.
Sparsame Kreativ-Hybrid-Automatik
Beim Antrieb gibt es dagegen keine Wahl, zum Einsatz kommt der im Prinzip bekannte, für das neue Modell weiter verbesserte e:HEV. Hierbei handelt es sich um ein System, das automatisch zwischen reinem Elektro-, Hybrid- und Verbrennerantrieb wechselt, wobei der 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner primär als Energiequelle zum Aufladen der Akkus dient, aber zum Beispiel bei schneller Autobahnfahrt das Fahrzeug auch allein antreiben kann. Das gleiche System mit ebenfalls 135 kW/184 PS Leistung und maximal 315 Newtonmeter Drehmoment kommt bereits im SUV CR-V zum Einsatz und hält den Realverbrauch in überraschend engen Grenzen, wenn man es auf der Autobahn nicht krachen lässt.
Die 72 Lithium-Ionen-Zellen sind unter der Rückbank angebracht, zwei Elektromotoren sorgen neben dem Benziner für Schwung. Noch ist die Homologation des Fahrzeugs nicht abgeschlossen, Honda peilt nach eigenen Angaben aber einen Verbrauch von unter 5 Litern und damit auch weniger als 110 Gramm CO2 pro Kilometer an. Der Fahrer kann zwischen vier Modi wählen, neben den üblichen Eco, Normal und Sport gibt es auch die Möglichkeit einer individuellen Einstellung.
Viele Assistenten und Airbag-Furioso
Der Civic wird reichhaltig mit Assistenzsystemen ausgestattet sein, die bei Honda traditionell unter dem Oberbegriff Sensing zusammengefasst werden. Neu bei der Marke sind ein Stauassistent und eine 100-Grad-Weitwinkelkamera mit verbesserter Erkennung. Bei der passiven Sicherheit sind die elf (!) eingebauten Airbags erwähnenswert, unter anderem gibt es serienmäßig Seitenairbags hinten, Knieairbags und einen mittig zwischen den vorderen Sitzen platzierten weiteren Airbag, der im Falle eines Crashs den Zusammenprall von Fahrer und Beifahrer verhindern soll.
Ein für seine Klasse relativ großes, sehr gut ausgestattetes Fahrzeug mit einem anspruchsvollen Antriebssystem: Ganz billig wird das Vergnügen mit dem neuen Civic nicht, zumal sich das Fahrzeug nicht für eine Elektroautoförderung qualifiziert. Wir rechnen mit einem Grundpreis von etwa 35.000 Euro.
So ganz stimmt es dann aber doch nicht mit dem einen Antrieb. Honda machte während der Präsentation des Civic Hoffnung, dass etwas später auch wieder ein Type R nach Europa kommen wird. (SPX)
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