Auf dem Weg in die Zukunft einen halben Schritt zurück: Hyundai entwickelt einem Medienbericht zufolge einen kleinen Verbrennungsmotor, der die Reichweite von Elektroautos des Herstellers verlängern soll. Dieser "Range Extender" (Reichweitenverlängerer) könnte einem E-Auto eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometer ermöglichen. In zwei bis drei Jahren soll die
Technik für die SUV Santa Fe und Genesis GV70 zur Verfügung stehen.
Ein solcher Motor setzt, anders als beim Hybrid-Fahrzeug, nicht direkt am Antriebsstrang an. Vielmehr produziert der Verbrenner über einen Generator Strom, mit dem kontinuierlich der Fahrakku aufgeladen wird. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass der Motor immer im optimalen Lastbereich arbeitet und damit sowohl möglichst wenig Schadstoffe produziert als auch maximal effizient läuft. Die Reichweite richtet sich nach dem Benzinvorrat, eine Ladedose ist überflüssig.
Range Extender bei schlechter Ladeinfrastruktur
Hyundai hat dabei nicht nur das Reichweiten-Problem im Auge, berichtet die Wirtschaftszeitung "Korea Economic Daily" (KED Global). Der Hersteller will mit dem Reichweiten-Verlängerer auch Märkte versorgen, in denen ein flächendeckendes Netz von Ladesäulen vorläufig noch Zukunftsmusik ist. Dieses Manko sehe der Hersteller als entscheidendes Hindernis für die Verbreitung von Elektroautos. "Es wird noch Jahre dauern, bis wir bezahlbare E-Autos mit 1000 km Reichweite sehen. Dieses Prinzip ist über zehn Jahre konkurrenzfähig, bevor die wirkliche Elektroauto-Ära beginnt", zitiert KED Global einen Hyundai-Manager.
Die besten E-Autos bis 48.000 Euro
Damit will der koreanische Konzern auch die aktuelle Stagnation beim Elektroauto-Absatz überbrücken. Hyundai erwartet global zwei bis drei Jahre Talfahrt in diesem Bereich. Der Range Extender soll gemeinsam mit Hybrid-Fahrzeugen die Arznei gegen die kränkelnde E-Auto-Nachfrage sein. Dafür wurde bereits eine Arbeitsgruppe in Hyundais Entwicklungszentrum in Namyang bei Seoul gebildet.
Seit 2022 bietet Nissan die Technik im Qashqai
Hyundais Idee ist nicht gerade taufrisch: Bereits 2013 brachte BMW parallel zu seinem innovativen Elektro-Kleinwagen i3 einen optionalen Zweizylinder-Verbrennungsmotor, der dem Carbon-Gefährt eine zusätzliche Reichweite von bis zu 150 km ermöglicht. Erst kürzlich feierte Nissan mit demselben Prinzip einen Erfolg, als es das Kompakt-SUV Qashqai als Modell "e-Power" vor zwei Jahren ebenfalls mit einem Verbrenner ausstattete, der fast permanent Strom für den elektrischen Hauptantrieb erzeugt und eine Reichweite von rund 1000 km erreicht. Auch chinesische Marken bieten die Technologie an.
Der Range Extender macht das Gefährt zum Zwitter zwischen E-Auto und Verbrenner. Und könnte daher auch von psychologischer Bedeutung sein, um konservativen Autofahrern den Übergang von einer zur anderen Antriebsart zu erleichtern: Obwohl der Wagen ausschließlich elektrisch fährt, muss er weiterhin regelmäßig betankt werden – und dank großer Tankstellendichte droht niemals Gefahr, mit leerer Batterie im Niemandsland zu stranden.
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