Im November 2018 hatte Silvia S. (Name auf Wunsch geändert) aus Wien ihr Traumauto bestellt: Einen "Peugeot Allure 3008". "Ich zahlte möglichst viel an, um niedrige Leasingraten zu haben", so die zweifache Mutter. Die 47-Jährige zahlte 13.000 Euro an. Zudem hatte sie noch monatlich 165 Euro Rate, ohne Versicherung, zu begleichen und schloss sogar eine Garantieerweiterung ab.
Erste Panne nach 14 Tagen
In der ersten Februarwoche 2019 war das schmucke Auto angemeldet, am 20. Februar 2019, mit nur gut 1.000 Kilometer Laufleistung, begann die Never-ending-Problemstory für die Stammkundin (kauft seit 25 Jahren beim selben Wiener Autohändler, ihr Mann seit über 30 Jahren, Anm.).
Auto regelt von 70 auf 0 km/h ab
Im März 2019 regelte der Wagen auf der Nordbrücke bei Klosterneuburg plötzlich von Tempo 70 auf 0 km/h ab. "Es war brandgefährlich, ich hatte Glück, dass mich keiner in die Donau geschoben hat", erinnert sich die Angestellte mit Schaudern. Hier ein Auszug der teils immer wiederkehrenden Fehler des Fahrzeuges: Notbremse- bwz. Fernbremsassistent defekt, Pkw regelt bei Tempo 70 auf null ab, komplettes Bremssystem defekt, CarPlay funktioniert nicht, Auto lässt sich nicht starten oder abstellen, Totalabsturz Bordcomputer, Kollisionswarner leuchten auf, Batterie zwei Mal leer. Teilweise war die 47-Jährige mit dem Auto mehr in der Werkstatt als auf der Straße: "Es hieß immer nur: Naja ein Montagsauto, aber wirkliche Fehler finden wird nicht", so Silvia S.
Nach nur gut acht Monaten, im Oktober 2019, sprang das Auto wieder mal nicht an, Silvia S. hatte die Nase voll, wandte sich an den Geschäftsführer: "Eigentlich wollte ich den Wagen zurückgeben, weil es mir reichte. Da wurde aber vereinbart, dass die Batterie getauscht wird und bei der nächsten Panne nimmt der Chef den Wagen zurück." Nach dem Batterie-Wechsel lief der Pkw mehrere Wochen, im März 2020 der nächste Schaden, Silvia S. ging, wie im Oktober 2019 vereinbart, zum Geschäftsführer. "Mir wurde ein C3, ein Peugeot sowie ein C5 angeboten. Der C5 um rund 30.000 Euro und 3.000 Euro wären für meinen gegengerechnet worden. Und nur für die Rücknahme des Wagens bot man mir lächerliche 2.000 Euro an und das 13 Monate nach der Erstzulassung."
Klage auf Rückwandlung
Die Kundin wandte sich an einen Juristen (Anwalt Ulrich Frysak von "Frysak & Frysak"), der riet schließlich mit Sommer 2020 die Leasingraten nicht mehr zu bezahlen. "Zu diesem Zeitpunkt hatte ich für das Auto (Neuwert: 31.500 Euro) bereits knapp 18.000 Euro bezahlt." Mit nur 19.000 Kilometern steht der Wagen seit Sommer in Wien, wird nicht mehr bewegt, aber von mir gepflegt. "Wir klagten auf Kaufrückwandlung, forderten 13.000 Euro Anzahlung zurück", so Silvia S. Der November- und Dezember-Prozesstermin wurde coronabedingt verschoben.
Im Februar 2021 dann endlich der erste Prozesstag: "Ich war am Ende. Mein Mann ist schwerkrank, ich hätte einem Vergleich, zum Beispiel 8.000 Euro, sofort zugestimmt", so die Wienerin. Nur: Die erfahrenen Anwälte des Konzerns meinten, die Bank sei der Verkäufer und nicht die Firma. Und: Die ÖAMTC-Fehlerberichte (zwei ausführliche Berichte, liegen vor) seien nicht echt. Somit wurde auf Mai vertagt.
Wagen wird abgeholt
"Das Beste ist: Der Wagen wird demnächst abgeholt, weil ich keine Leasingraten mehr bezahle. Ist zwar logisch, aber schlecht für mich, weil dann das Beweisstück fehlt", so die 47-Jährige und schießt nach: "Und wenn ich Pech habe, bekomme ich noch einen negativen KSV-Eintrag", schüttelt die Frau den Kopf.
"Ich bin einfach nur noch traurig und fertig. Mein Mann hatte erst 2019 den Krebs besiegt, die Kontrolle im März 2020 wurde coronabedingt verschoben. Erst im Sommer 2020 kam mein Mann wieder dran und der Krebs war aggressiver denn je zurück. Er muss mit den Rest seines Lebens Chemotherapie machen. Ich brauche meine Kraft für ihn und meine Kinder, nur das Auto macht die ganze Familie fertig, ich will endlich abschließen und brauche vor allem ein neues, fahrbereites Auto", so die Wienerin.
Eine Anfrage bei der Geschäftsführung der Firma blieb bis dato unbeantwortet. Der Anwalt der beklagten Partei will sich am Montag noch mal mit dem Mandanten beraten und dann eine Stellungnahme abgeben. Betont sei, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt.
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