Audi zielt aufs Model X

6 Jahre, 3 Monate her - 12. August 2018, autobild
Audi zielt aufs Model X
Ende 2018 bringt Audi ein Elektro-SUV. Mit über 400 Kilometern Reichweite soll der e-tron gegen den Tesla Model X antreten. AUTO BILD hat neue Infos!

Die Weltpremiere des komplett neuen Audi e-tron steht kurz bevor: Am 17. September 2018 präsentiert Audi das Elektro-SUV in San Francisco. Ende 2018 soll der Audi e-tron kommen. Die Karosserie des E-Autos im Q6-Format baut auf der Basis des Q5 auf – 4,90 Meter lang und damit ziemlich genau in der Mitte von Q5 (4,66 m) und Q7 (5,05 m). Der e-tron wird 1,62 Meter hoch, aber nur 1,94 Meter breit! Als Vorbild dient die Studie e-tron quattro concept, die Audi auf der IAA 2015 enthüllt hat. Der Kühlergrill ist imposant mit fünf Chrom-Querstreben und eingelassenem e-tron-Logo.

Die fünf, nur jeweils einen Millimeter dünnen OLEDs unterhalb der Hauptscheinwerfer sollen in Zukunft ein Erkennungszeichen der elektrischen Audi-Modelle werden. In der Seitenansicht dominieren die durchgezogene Schulterlinie und das coupéartig nach hinten abfallende Dach, das mit Solarzellen bestückt ist. Am Heck gibt es Leuchten, die ebenfalls mit hauchdünnen OLED-Elementen bestückt sind. Die Leucht-Lamellen unter dem durchgehenden Rücklichtband nehmen die Optik der vorderen Positionsleuchten auf.
Das E-SUV erhält "virtuelle Außenspiegel"

Audi legt beim e-tron großen Wert auf die Aerodynamik. So senkt sich das Fahrwerk des Ingolstädters ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h um bis zu 26 Millimeter ab. Der Unterboden ist vollständig verkleidet, die Verschraubungspunkte liegen in kleinen Vertiefungen, ähnlich denen eines Golfballs. Sie tragen dazu bei, dass der Elektro-Audi einen für SUVs bemerkenswerten cw-Wert von 0,28 schafft, was wiederum der Maximierung der Reichweite dient. Dass der e-tron vieles anders macht, zeigt auch die Gestaltung der Rückspiegel. Das E-SUV erhält "virtuelle Außenspiegel", die lediglich eine Kamera beinhalten. Nach eigenen Angaben sei Audi der erste Hersteller, der ein Rückspiegelkonzept ohne verspiegeltes Glas anbietet. Das Feature ist allerdings optional, in der serienmäßigen Basis kommt der e-tron dann doch mit echten Spiegeln an den Türen. Das Bild der virtuellen Spiegel soll auf OLED-Displays im Übergangsbereich zwischen Armaturenbrett und A-Säule angezeigt werden. Je nach Fahrsituation lässt sich das angezeigte Bild verändern und auswählen. Im MMI-System sollen drei verschiedene Ansichten für die Autobahn, für das Abbiegen und fürs Parken wählbar sein.

Innenraum: Das Interieur ist zukunftsweisend

Im Cockpit des e-tron schaut der Fahrer auf das aus den Prologue-Studien bekannte Lenkrad und das leicht konkave Zentralinstrument, das wie alle anderen Displays mit OLED-Technik leuchtet. Die Anzeigen sind auffallend brillant und gestochen scharf. Der instinktive Blick in die Außenspiegel führt ins Leere. Statt der klassischen Spiegel sitzen links und rechts Bildschirme in den Türverkleidungen. Der Mittelteil des Armaturenbretts ist auf den Fahrer ausgerichtet, darunter liegt der stylishe Automatikwahlhebel, bei dem sich die P-Taste mit dem Daumen drücken lässt – da kommt Captain-Kirk-Feeling auf. Hinten herrscht dank der beiden Einzelsitze eine luftige Atmosphäre. Neu ist die Mittelkonsole, die sich tief zwischen die Sitze kauert und frei zu schweben scheint. In den Rücklehnen der Vordersitze haben die Innenraumdesigner flach bauende Luftausströmer platziert. Trotz des abfallenden Daches sitzt es sich bequem.

Fahren: Mitfahrt im Leise-Audi

AUTO BILD hat bereits Platz im noch abgeklebten Nobel-SUV e-tron genommen und ist in Kopenhagen mitgefahren. Kleine Runde durch die Stadt, aufpassen, dass uns die Fahrradfahrer nicht überhören. Diese Stille! Ist auch innen dank verstärkter Verglasung eine Wohltat. Der Audi hat zwei Elektromotoren, einen vorn und einen hinten, im Fahrzeugboden liegen die 95-kWh-Akkus, was gut für die Steifigkeit der Karosse und die Straßenlage ist. Wenn der e-tron mit aller Wucht nach vorn stürmt, dann ist nur ganz leise das Sausegeräusch der Motoren zu vernehmen; nur wer genau hinhört, nimmt Wind- und Rollgeräusche wahr. Liegt daran, dass sie viel Geld, Zeit und Mühe in die Akustik gesteckt haben, allein die Hinterachse ist dreifach gedämmt.

Und dann ist da noch die Sache mit den Kameras statt der Außenspiegel. Deren Bilder werden auf zwei hochauflösende Screens gespiegelt, sie befinden sich links und rechts in der Türverkleidung, oberhalb der Griffe. Das klappt sowohl bei Dunkelheit als auch bei knalliger Sonne bestens, das Bild ist dank OLED-Technik so gestochen scharf wie das bei manchen zu Hause auf dem Fernseher nicht der Fall ist. Kameras statt Spiegel sind Option, Audi  lässt sich das bezahlen. Vieles andere ist Serie. Das Cockpit mit den zwei Screens, das wir in dieser Art schon aus A6, A7 und A8 kennen. Oben der Touchbildschirm für Multimedia, unten für Klima und Sitzeinstellung. Klappt gut und lenkt nicht vom Verkehr ab, wenn der Blick auf das serienmäßige Virtual Cockpit mit den Digital-Anzeigen hinterm Lenkrad wandert oder auf die Infos, die das Head-up-Display in die Frontscheibe spiegelt. Für das Elektroauto hat man das Navi-System überarbeitet, es zeigt die Ladesäulen auf dem Weg an und wie lange die Wartezeit gerade ist.

Motor und Preis: 70 bis 105 kW

Bis zu 408 PS (300 kW) und 664 Nm maximales Drehmoment leistet der e-tron – allerdings nur im Boost-Modus. Der steht für acht Sekunden zur Verfügung. Dann rennt das Elektroauto in unter sechs Sekunden von 0 auf 100km/h. Besonders stolz ist Audi auf die Rekuperation, die manuell oder automatisch gesteuert werden kann und dank elektrohydraulischem Bremsregelsystem bis zu 30 Prozent mehr Reichweite generiert. Nach WLTP kommt der e-tron damit auf 400 Kilometer. Kern des Systems ist der serienmäßige Effizienzassistent, der das Verkehrsumfeld und den Streckenverlauf anhand von Radar, Kameras, Navidaten und Car-to-X-Informationen erkennt und die sparsamste Fahrweise ermöglicht. Die Kapazität der Stromspeicher soll zwischen 70 und 105 kWh liegen. Audi verspricht, dass der e-tron auch an 150-kW-Schnellladestationen aufgeladen werden kann. So soll er nach nur 30 Minuten wieder eine Langstrecke zurücklegen können. Die preiswerteste Variante soll 66.000 Euro kosten und wäre damit rund 25.000 Euro günstiger als ein vergleichbarer Tesla Model X. Die Markteinführung könnte Ende 2018 starten.

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