Für etwas mehr Geld erhält man mitunter sehr viel mehr Leistung für das Auto. Doch worauf muss man beim Chiptuning achten und wie teuer ist diese PS-Spritze? Die AUTO ZEITUNG hat alle Infos!
Chiptuning verspricht mehr Leistung und Drehmoment mit geringem Aufwand. Ein paar Eingriffe in die Motorsteuerung und die Leistungskurve geht durch die Decke, versprechen viele Chiptuner. Das klingt verlockend, zumal sich die Kosten pro Mehr-PS meist im Rahmen halten. Aber die Leistungssteigerung per Umprogrammierung geht mit Risiken einher. Hier verraten wir, was man über Chiptuning wissen muss.
Was ist Chiptuning?
Chiptuning verläuft ohne Eingriffe in die Mechanik des Motors. Die Leistungssteigerung erfolgt allein über die veränderte elektronische Motorsteuerung. Die serienmäßigen Kennfelder werden dabei überschrieben oder, beim einfachsten Chiptuning für wenige Euro, die Signale wichtiger Sensoren so manipuliert, dass der Motor zu höherem Ladedruck und erhöhter Einspritzmenge quasi überredet wird. Deshalb ist Chiptuning bei Oldtimern ohne Einspritzung oder Turboaufladung unmöglich. Man kann es nur bei Autos mit elektronischem Motormanagement und, im besten Fall, aufgeladenen Motoren anwenden. Es funktioniert bei Benzin- und Dieselmotoren (zur Geschichte des Dieselmotors, hier).
Ist Chiptuning verboten?
Nein, Chiptuning ist an sich nicht verboten. Wie jede Leistungssteigerung muss es aber in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Teilweise können auch andere Umbauten erforderlich werden, etwa Reifen mit höherem Geschwindigkeitsindex. Natürlich muss auch die Versicherung über das Chiptuning informiert werden, damit diese die Prämie entsprechend anpasst.
Muss man Chiptuning eintragen lassen?
Ja, Chiptuning muss man eintragen lassen. Wenn man Chiptuning nicht eintragen lässt, erlischt die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs. Damit kann auch der gesamte Versicherungsschutz erlöschen, mit allen rechtlichen Folgen, die sich daraus ergeben.
Wie viel PS bekommt man durch Chiptuning?
Manche Chiptuner versprechen einen Leistungszuwachs von über 30 Prozent. Tatsächlich hängt das PS-Plus von verschiedenen Parametern ab, die sich von Motor zu Motor unterscheiden. Die maßgeblichen Stellgrößen für Chiptuning sind der maximale Ladedruck, den der oder die Turbos aufbauen können, sowie die Einspritzmenge. Viele Serienmotoren haben Reserven, um die zusätzliche Power kurzzeitig mechanisch zu verkraften. Das geht aber häufig zu Lasten der Dauerhaltbarkeit. Bei einer Leistungssteigerung von 30 Prozent oder mehr dürften neben dem Motor auch das Getriebe und Fahrwerkskomponenten leiden und vorzeitig verschleißen.
Wie viel kostet Chiptuning?
Chiptuning wird vielerorts schon für wenige Euro angeboten. Bei individuellen Umprogrammierungen mit Prüfstandsmessungen muss man jedoch mit 500 bis über 1000 Euro rechnen. Aber es kann auch erheblich mehr kosten, etwa wenn zusätzliche Steuergeräte eingebaut werden. Fünfstellige Summen können dann fällig werden, wenn der Motor durch Chiptuning kaputt geht und ersetzt werden muss.
Erlischt beim Chiptuning die Garantie?
Wenn ein Motor platzt und der Hersteller erfährt, dass der betreffende Block chipgetunt war, wird er die Schuld für den Defekt im Regelfall beim Chiptuner abladen. Die meisten Hersteller schließen Garantieleistungen bei Chiptuning von vornherein kategorisch aus. Um dennoch in den Genuss der Herstellergarantie zu kommen, obliegt es dem Kunden, zu beweisen, dass das Problem nicht vom Chiptuning verursacht wurde. Ein schöner Umsatzbringer für Sachverständige und Anwält:innen, aber kein Spaß für die Geschädigten, die oft auf hohen Rechnungen sitzen bleiben. Auch die Garantien der Chiptuner sind mit Vorsicht zu genießen: Sie begrenzen sich auf die Höhe des Leistungszuwachs und Schäden, die explizit durch das Chiptuning verursacht wurden. Auch hier ist es meist schwierig, den Verursachenden des Problems eindeutig zu identifizieren und am Ende Schadenersatz zu bekommen.
Warum besser kein Chiptuning?
Autos gehören zu den komplexesten Geräten, die wir im Alltag bedienen. Nicht ohne Grund dauert ihre Entwicklung Jahre und verschlingt Milliarden. Motoren müssen nicht nur Leistung erbringen, sondern auch über Jahrzehnte dauerhaltbar sein, wenig verbrauchen und möglichst niedrige Abgasemissionen abgeben, und dies unter allen Fahrbedingungen. Dieses Gleichgewicht wird vom reinen Chiptuning akut gefährdet.
Auch wenn viele Motoren zehn oder 20 Prozent Mehr-PS mechanisch verkraften können, wird durch unsachgemäßes Chiptuning zumeist das Abgasreinigungssystem gestört oder sogar dauerhaft zerstört. Ein Leistungszuwachs geht eben praktisch zwangsläufig mit Mehrverbrauch und erhöhter thermischer und mechanischer Belastung einher. Kompetente Tuner erhöhen daher nicht nur Ladedruck und Einspritzmenge, sondern stärken die Kühlleistung und die Motorinnereien – Kolben, Kurbelwelle, Lager – sowie die Komponenten, die durch einen getunten Motor in Mitleidenschaft gezogen werden: Kraftübertragung, Bremsen und Reifen, aber auch die Abgasreinigung. Darüber hinaus geben sie eine umfassende Garantie, die die Beweislast über die Ursache des Defekts nicht den Kund:innen aufbürdet.
Soll man ein chipgetuntes Auto gebraucht kaufen?
Wer sein Auto beim Chiptuner modifizieren lässt, will die Mehrleistung in aller Regel auch auskosten. Das ist kein Indiz für einen besonders schonenden Umgang mit dem Fahrzeug. Und selbst wenn der Motor das Chiptuning schadlos übersteht, werden andere Bauteile, insbesondere das Getriebe, das Differenzial, Reifen, Fahrwerk und Bremsen stärker beansprucht und unterliegen damit höherem Verschleiß. Vom Kauf eines chipgetunten Autos ist daher generell abzuraten, zumal bei jüngeren Exemplaren auch die Herstellergarantie erloschen ist. Falls beim Kauf ein Zweifel besteht, ob das Auto chipgetunt ist oder war, sollten Käufer entweder Abstand vom Kauf nehmen oder zumindest auf dem Zusatz "Auto war nie chipgetunt" im Kaufvertrag bestehen.
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