4,5 Millionen Stück haben die Tschechen von den ersten drei Generationen seit 1999 verkauft, allein in Österreich sind noch weit über 100.000 davon auf den Straßen unterwegs. Dabei war er immer irgendwie das hässliche Entlein im VW-Konzern. Doch damit ist jetzt Schluss: Generation ist ein prachtvoller Schwan geworden. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war bereits mit ihm unterwegs - seine Eindrücke hier im Video.
Der Fabia muss nun nicht mehr alte Wäsche auftragen, sondern ist ab sofort ein vollwertiges Mitglied der VW-Familie und ein echter Bruder von VW Polo und Seat Ibiza. Denn: Wie Polo und Ibiza schon seit vier Jahren baut er jetzt auch auf dem Modularen Querbaukasten auf, konkret auf dem MQB A0. Das macht ihn zwar ein Stück austauschbarer - Ähnlichkeiten zum kleinen Seat stechen durchaus ins Auge -, doch die Tschechen haben ihm eine gewisse Eigenständigkeit ins Blech gepresst.
Mehr aus Zufall ist sogar eine Hommage an die tschechische Nationalflagge im Blech entstanden (siehe das Video mit Skoda-Chefdesigner Oliver Stefani). Im Vergleich zum Vorgänger wirkt er ungleich moderner- und macht viel mehr her. Vor allem mit 18-Zoll-Felgen, doch auch mit den 16-Zöllern des Testwagens fehlt nichts. LED-Scheinwerfer sind Serie, optional tragen sie Kristallelemente, die scharfkantigen Heckleuchten strahlen nur optional mit LED-Technik. Sie sind erstmals zweigeteilt, was eine über einen Meter breite Ladeöffnung ermöglicht.
Und der Querbaukasten macht den neuen Fabia auch faktisch besser als den alten. Das fängt schon bei den Abmessungen: Der Fabia überragt in Generation vier seinen Vorgänger in allen Dimensionen, außer der Höhe. 4,11 Meter ist er jetzt lang, damit erstmals über vier Meter, 1,78 breit und der Radstand beträgt 2,56. Das sind neun Zentimeter mehr als früher. Insgesamt steht der kleinste aktuelle Skoda nun viel sportlicher, bulliger und eleganter da.
Giganten-Kofferraum
Natürlich ist er nicht nur außen gewachsen, sondern auch innen. In den Kofferraum passen jetzt sensationelle 380 Liter, also 50 Liter mehr als vorher. Umgeklappt sinds 1190 Liter. Optional gibt’s eine Stoffablage zum Einhängen unter der Gepäckraumabdeckung, die wirklich praktisch ist. Außerdem ein skalierbares Abteil für Kleinzeug.
Für Kleinwagenverhältnisse ist das Platzangebot auch auf der Rückbank opulent, mit herausragender Kopffreiheit, auch die Ellbogen werden nicht eingeengt. Lediglich groß Gewachsene hinter kompromisslosen Hünen schaben ihr Schienbein an den hinteren Heizungsausströmern zwischen den Vordersitzen.
Der Innenraum ist nicht nur größer, sondern auch deutlich aufgewertet. Wie beim Skoda Octavia möchte man kaum glauben, dass das ein Skoda ist, schon gar ein Fabia! So stimmig und wertig wirkt die Materialauswahl nicht einmal im VW Golf. Das gilt auch für die ganze Gestaltung, vor allem was die Integration des aufgesetzten Zentraldisplays betrifft. Da können sie sich bei VW ein Beispiel nehmen.
Top-Navitainment
Der 9,2-Zoll-Touchscreen ist der größte verfügbare, in den günstigeren Ausstattungsniveaus misst er 6,5 oder 8 Zoll. Zu den Neuerungen gehören ein beheizbares Multifunktions-Sportlenkrad, eine beheizbare Frontscheibe, neues LED-Ambientelicht oder die optionale Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Auch das digitale Kombiinstrument mit 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale ist neu. Aber nicht serienmäßig. In der Basisversion gibt’s Analoginstrumente und ein 3,5-Zoll-Infodisplay.
Apple Carplay ist kabellos verfügbar, das Handy wird induktiv geladen. Auch in Sachen Navitainment profitiert der Fabia vom MQB, inklusive eSIM und 64-GB-SSD-Festplatte für die Navikarten. Und auch an Freunde von Dashcams haben sie in Mladá Boleslav gedacht: Über dem Innenspiegel Spiegel befindet sich optional ein USB-C-Anschluss, so hängt kein Kabel quer vor der Scheibe herum.
Lob für die Bedienung - und Unverständnis
Auch was die Bedienung betrifft, hat der Skoda Fabia einigen VW-Produkten viel voraus. Keine Touchslider und -elemente, sondern echte Tasten am Lenkrad und echte Drehregler für die Temperatur. Aber: Für die Einstellung der Lüftergeschwindigkeit muss man erst per Knopfdruck das Menü aufrufen und dann am Bildschirm herumtatschen. Da kann man sich als Fahrer durchaus verarscht fühlen. Andererseits werden viele ohnehin meist die Automatikfunktion aktiviert haben und grundsätzlich nur die Temperatur anpassen wollen.
Die Lautstärke wird wiederum per Touchflächen (oder per Lenkradtasten) geändert, die Menüführung ist bis auf kleine Ausreißer (Nullstellung des Bordcomputers) logisch.
Viele neue „Simply Clever“-Details
Auch beim Fabia frönt Skoda exzessiv der „Simply Clever“-Kreativität, also für die Autos der Tschechen schon sprichwörtlichen kleinen Ideen, die einem ein Schmunzeln ins Gesicht holen können und im Detail das Autofahrerleben leichter machen können (das meiste ist optional). Klar, es gibt den Regenschirm in der Fahrertür oder den Eiskratzer mit Reifenprofilskala im Tankdeckel, aber auch einiges, was es bei Skoda noch nicht gegeben hat. Dazu gehört ein Clip in der Mittelkonsole für Kreditkarte und Parkticket, ein Gummizug als Kugelschreiberhalter, ein abnehmbarer und austauschbarer Becherhalter oder eine Box die man zwischen Mittelkonsole und Rückbank fixieren kann. Alles Skoda-Premieren, die der Fabia die Ehre hat, als Erster zu zeigen. Der Getränkehalter ist allerdings von zweifelhaftem Nutzwert (siehe Video oben).
Auf zeitgemäßem Stand sind auch die bis zu neun Assistenzsysteme des neuen Fabia. Höhepunkt ist hier der bis maximal 210 km/h regelnde Abstandstempomat in Zusammenarbeit mit dem Spurhalteassistenten. Das Lenken beim Einparken übernimmt der Fabia auf Wunsch komplett.
Motoren: Drei- und Vierzylinder-Benziner
Bei den Antrieben stehen fünf Benziner mit drei oder vier Zylindern zur Wahl. Das Spektrum reicht von 65 bis 150 PS. Zum Marktstart stehen drei Dreizylinder zur Wahl, mit 80, 95 und 110 PS. Die beiden schwächeren haben ein Fünfganggetriebe, der stärkere kommt wahlweise mit manuellem Sechsganggetriebe oder Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der stärkste und der schwächste Motor kommen später. Der neue Topmotor soll dank Zylinderabschaltung besonders sparsam sein. Er kommt auf einen WLTP-Verbrauch von 5,6 Liter. Die Dreizylinder verbrauchen um die 5 Liter. Dazu trägt unter anderem der klassenbeste cW-Wert (nach Aussage von Skoda) von 0,28 bei. Eine Elektrifizierung des Antriebs ist, wie auch bei den Schwestermodellen der Konzernmarken, aktuell nicht vorgesehen.
Der 80-PS-Dreizylinder wird vielen im Alltag reichen (0-100=15,5 Sekunden), der schwächere Turbo mit 95 PS sorgt dann schon für richtig Fortbewegung, während mit dem 110-PS-Motor durchaus auch Spaß aufkommt. Allerdings kann das deutliche Turboloch bisweilen nerven, weil bei ca. 2000 Touren plötzlich Schub einsetzt. Es ist nicht ganz leicht, aus Einmündungen zügig und zugleich geschmeidig zu beschleunigen. Besonders die Turbomotoren überzeugen auch mit zurückhaltender Geräuschentwicklung.
Drei Fahrwerke zur Wahl
Mit dem Standardfahrwerk sorgt der Skoda Fabia für Zufriedenheit selbst bei verwöhnten Lenkern, es geht gleichermaßen komfortabel und präzise zu Werke. Weder Seitenneigung in Kurven noch Holpern auf Bodenunebenheiten beeinträchtigen das Wohlbefinden. Wer es dezidiert sportlich mag, wählt das 15 mm tiefergelegte Sportfahrwerk. Für die häufige Nutzung von Feldwegen oder sonst rauem Gelände empfiehlt sich das Schlechtwegefahrwerk, das wiederum um 15 mm höher gesetzt ist und dadurch 158 mm Bodenfreiheit bietet. Hier werden eigens konzipierte Stoßdämpfer eingesetzt, die mit einer zusätzlichen Öldämpfung ausgerüstet sind.
Die Preisliste beginnt vorläufig bei 17.170 Euro, dafür bekommt man den 80-PS-Motor mit Ambition-Ausstattung (das ist die zweite Stufe). Dazu gehören u.a. Klimaanlage, Frontradar und Spurhalteassistent, Tempomat oder auch der Regenschirm in der Fahrertür. Das nächsthöhere Niveau Style kommt auf mindestens 19.100 Euro und bringt Klimaautomatik, Parksensoren zusätzlich hinten, ein besseres Soundsystem, elektrische Fensterheber rundum oder beheizbare Sitze und Scheibenwaschdüsen. Der Aufpreis auf 95 oder 110 PS beträgt je rund 1000 Euro.
Fahrzit
Der Skoda Fabia macht in Generation beinahe einen Klassensprung. Größer, hochwertiger und grundsätzlich erwachsener ist er jetzt. Vorbildliches Fahrverhalten und eine gefühlvolle Lenkung sorgen für gelassenes Fahren auch auf langen Strecken. Zwar gibt es ihn zumindest vorerst nicht als Kombi, dennoch kann er eine Alternative für junge Familien sein. Übrigens: Der Fabia Combi der alten Generation wird noch bis Anfang 2023 gebaut.
Warum?
Für Kleinwagenverhältnisse unfassbar geräumig
Tolles komfortabel-präzises Fahrverhalten
Warum nicht?
Zumindest vorläufig nicht als Kombi erhältlich
Oder vielleicht …
… VW Polo, Seat Ibiza, Hyundai i20, Ford Fiesta, Opel Corsa, Peugeot 208, Citroen C3, Kia Rio, Renault Clio
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