Die Bild am Sonntag beruft sich auf Zeugenberichte in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft München. Demnach wurden auch Abgastests von Benzinern manipuliert. Bei einem vertraulichen Krisentreffen am 2. November 2015, zu dem Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner die Getriebeleiter der Marken VW, Audi und Porsche einbestellt hatte, hätten die Experten berichtet, dass Automatikgetriebe aller Marken spezielle Schaltprogramme aufwiesen, die nur am Prüfstand aktiv sind. Diese beeinflussen Emissionswerte, gleichermaßen bei Diesel- wie auch Ottomotoren.
Außerdem erklärten dem BamS-Bericht zufolge weitere Zeugen gegenüber den Ermittlern, dass die Getriebefunktionen in erster Linie zur Manipulation des CO2-Ausstoßes und damit des Spritverbrauches genutzt wurden.
Testfahrer sind eingeweiht
Aus einer internen Präsentation vom 12. Februar 2016 gehe hervor, wie gewünschte Schaltprogramme auf dem Prüfstand aktiviert werden, um Emissionen zu verringern. Laut Anleitung für einen VW-Bus (T5) soll der Fahrer zum „Aktivieren des Rollenmodus" die Zündung einschalten, den Warnblinker betätigen und fünfmal das Gaspedal zu 100 Prozent treten, ohne den Kick-down zu aktivieren. In der Präsentation werde zudem eine Funktion beschrieben, die als „Komfortfunktion" geführt werde. Damit werde vorzeitig hochgeschaltet. Dies führt zu niedrigeren Drehzahlen und einem geringeren CO2-Ausstoß bzw. Treibstoffverbrauch.
BamS zitiert einen VW-Sprecher, der sich „vor dem Hintergrund der laufnden Verfahren inhaltlich nicht äußern" wollte. Er wie darauf hin, dass „Getriebethemen mit dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) in den vergangenen Monaten intensiv besprochen" worden seien. Laut Aussage des zuständigen KBA-Mitarbeiters bei der Staatsanwaltschaft München untersuche das KBA Benzinmotoren wegen der strittigen Getriebefunktionen.
Im November 2015 hatte VW zugegeben, bei der Typ-Zulassung zahlreicher Modelle zu niedrige CO2-Werte angegeben und damit falsche Versprechen über den Sprit-Verbrauch gemacht zu haben. Davon waren nach ersten Angaben des Konzerns rund 800.000 Fahrzeuge betroffen, darunter auch mehrere Benziner. Später reduzierte VW die Zahl der betroffenen Fahrzeuge auf etwa 36.000. Bis dahin war der Abgasskandal auf die Manipulation von Stickoxidwerten bei Dieselautos beschränkt.
Related News