Hinter der Show steckte ein leidenschaftlicher Auto-Verrückter

1 Jahr, 2 Monate her - 04. Januar 2023, autobild
Hinter der Show steckte ein leidenschaftlicher Auto-Verrückter
Youtube-Star Ken Block ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Redakteur Lars Hänsch-Petersen ist geschockt. Er traf den Amerikaner einst und lernte einen Typen kennen, dessen Leidenschaft fürs Auto echt war.

Die Briten sagen zu einem leidenschaftlichen Auto-Verrückten gerne "Petrolhead". Die wörtliche Übersetzung Benzinkopf hat sich inzwischen auch bei uns eingebürgert. Aber ein wirklich passendes Substantiv für einen mit Sprit im Blut gibt es im Deutschen eigentlich nicht.

Youtube-Star Ken Block war US-Amerikaner und sprach Englisch. Allein deshalb sollte man ihn problemlos einen "Petrolhead" nennen können. Wichtiger erscheint mir aber, dass der Begriff zu dem Mann hinter der Show und den Millionen Youtube-Klicks meiner Erfahrung nach passte.

Block war bei seinem Sport auf größtmögliche Sicherheit bedacht

Ich hatte 2013 die Gelegenheit, Block zu treffen. Ort des Geschehens: die Rallycross-Rennen im Rahmen der X-Games in München. Jede Menge Pressevertreter waren vor Ort und alle rissen sich um den Stargast. Fragen über Fragen, Foto- und sogar Autogrammwünsche. Alles war super organisiert und Block und sein Team zeigten sich professionell. Doch ein echter Eindruck von der Person Ken Block fehlte.

Das änderte sich, sobald ich neben ihm im Auto saß. Ford Deutschland hatte für AUTO BILD damals eine Mitfahrt im geschätzt 600 PS starken Fiesta ST RX43 organisiert. Im Cockpit des Renn-Monsters verschwand das kalifornische Sonnyboy-Lächeln von Block und er wurde ernst.

Als erstes überprüfte er persönlich, ob sein Team mich ordentlich angeschnallt hatte. Dann erklärte er mir ebenso ruhig wie höflich, wie ich den heftigen Fliehkräften in den nächsten Minuten am besten widerstehen könne. Schließlich bat er, ich solle mich an meinen Hosenträgergurten festhalten, denn er brauche den Platz in der Mitte des Autos zum Schalten und zum Hantieren mit der Flyoff-Handbremse.

Diesen Moment werde ich in Erinnerung behalten

Dass ich mich angesichts dessen an Blocks Seite schon mal extrem gut aufgehoben fühlte, muss ich vermutlich an dieser Stelle nicht explizit sagen. Doch da war mehr. Ich habe ihn nämlich gefragt, was der Zug an der Handbremse mit dem berühmten Hoonigan-Griff genau bewirkt.

Die Reaktion auf diese Frage war nicht nur hörbar, sie war sicht- und spürbar. Trotz feuerfester Sturmhaube und Helm konnte ich das Leuchten in seinen Augen sehen, als er antwortete. Trotz des Dröhnens des warmlaufenden Motors konnte ich hören, wie er beinahe liebevoll in ein paar wenigen Sätzen die dynamischen Fähigkeiten seines Wagen skizzierte.

Wie viel Ahnung Ken Block hatte, wie tief er in der Materie Technik steckte. Das hat mich beeindruckt. Und nicht nur mich. Doch was mir in Erinnerung bleiben wird, ist dieser Moment. Dieser Moment, in dem ich erleben konnte, wie viel Herzblut ihn mit dem Thema Auto verband.

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