Elektronik- und Software-Update für 56.000 Golf 8

3 Jahre, 3 Monate her - 13. Januar 2021, auto motor und sport
Elektronik- und Software-Update für 56.000 Golf 8
Die Software des Golf 8 machte anfangs Probleme. Eine neue Version findet seit August 2020 in der Produktion Verwendung. Jetzt startet VW ein Update für vorher gebaute Golf VIII.

Der Golf 8 hatte eine holprigen Start. Einen kompletten Systemwechsel der Elektronikplattform wie beim ID.3 wagte Volkswagen bei seinem Bestseller zwar nicht, aber schon vor dem Serienanlauf sorgten die immer komplexeren Softwarefunktionen vor allem im Modularen Infotainmentbaukasten (MIB II) für Probleme und Verzögerungen. Die höherwertigen Ausstattungsvarianten bot VW zu Beginn nicht an. Mitte Mai 2020 mussten die Wolfsburger gar die Produktion anhalten: Man habe "im Rahmen von internen Untersuchungen festgestellt, dass es bei einzelnen Fahrzeugen des Modells Golf 8 zu einer nicht verlässlichen Datenübertragung der Software am Steuergerät der Online-Connectivity-Unit (OCU3) kommen kann. Infolgedessen kann die vollumfängliche Funktion des eCall/Notruf-Assistenten nicht gewährleistet werden". Mehrere tausend Autos musst VW zurückrufen.

Infotainment-Tiefschlaf im Testwagen
Unabhängig davon zeigte das Infotainment im Golf 8 der ersten neun Produktions-Monate etliche Fehlfunktionen. Auch in einem Testwagen von auto motor und sport schmierte das System ab und verabschiedete sich in einen länger anhaltenden inhaltsarmen Tiefschlaf. Im August 2020 konnte VW endlich eine stabilere Software in der Produktion verwenden.

Die bis dahin ausgelieferten Golf VIII sollten eigentlich noch 2020 ein entsprechendes Software-Update erhalten. Ab dem 11. Januar 2021 begannen VW-Händler ihre Kunden anzuschreiben und bieten eine kostenlose Service-Aktion an, während der die Werkstatt eine neue Software aufspielt und bei einigen Mild-Hybrid-Versionen sogar das Gateway-Steuergerät tauscht. Das betrifft 7.400 Fahrzeuge. Das Durchschnittlich werde die Prozedur etwa fünf Stunden in Anspruch nehmen, so ein VW-Sprecher – muss das Steuergerät getauscht werden, deutlich länger. Allerdings ist es selbst beim Software-Update nicht mit einmal Anstöpseln und Aufspielen getan – offenbar müssen auch hier verschiedenen Steuergeräte angesprochen werden. Darum sollen die Kunden ihr Fahrzeug morgens bringen und abends wieder abholen. Für die Dauer des Werkstattaufenthalts stellt VW einen Ersatzwagen zur Verfügung. Die Aktion ist für die Kunden freiwillig sowie kostenlos und nicht mit einem offiziellen Rückruf durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) zu verwechseln. Denn die Fehlfunktionen sind allesamt nicht sicherheitsrelevant.

Zusätzlich prüft Volkswagen derzeit, ob sich der Slider zur Lautstärkeverstellung unterhalb des Displays beleuchten lässt. Das Bedienelement geriet vielfach in die Kritik, weil es bei Dunkelheit praktisch nicht zu erkennen ist und daher nahezu unbedienbar ist. Eine technische Lösung für eine Modifikation oder gar eine Nachrüstung scheint aber noch nicht in Sicht.

312.000 Golf VIII ausgeliefert
Betroffen sind insgesamt 56.000 Fahrzeuge, die von Herbst 2019 bis zur Kalenderwoche 29 des Jahres 2020 vom Band liefen. Davon sind 13.000 Mild-Hybride. 26.000 der 56.000 gehören deutschen Kunden, 30.000 fahren in anderen Märkten Europas – anderswo ist der Golf 8 bis dato noch nicht im Angebot. Insgesamt hat VW im Corona-Jahr 2020 in Europa 312.000 VW Golf 8 ausgeliefert, davon 139.000 in Deutschland. Damit war der Golf trotz aller Probleme auf beiden Märkten das meistverkaufte Modell.

Nach schwerem Start kommt der Golf 8 in Schwung und mausert sich wie seine Vorgänger zum Bestseller, obwohl unter 20.000 Euro gar nichts mehr geht. Für solche Preise dürfen die Kunden einwandfreie Funktionen erwarten. Gut, dass VW diese jetzt in einer kostspieligen Aktion sicherstellt. Erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, schließlich ist die neue Software seit August 2020 einsatzbereit.

Das zeigt wie auch die Probleme beim ID.3, dass Software und Elektronikstruktur aktuell die größten technischen Herausforderungen für Volkswagen sind, wie Konzernchef Herbert Diess nicht müde wird zu betonen.

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