Produktion gefährdet: Autohersteller beklagen zunehmenden Chipmangel

1 Monat her - 31. Oktober 2025, Kleine Zeitung
Produktion gefährdet: Autohersteller beklagen zunehmenden Chipmangel
Europäische Autobauer kämpfen weiterhin mit Engpässen bei Mikrochips. Teilweise wurde die Lieferung von Bauteilen aufgrund der Knappheit bereits eingestellt. „Das bedeutet, dass es nur noch eine Frage von Tagen sein könnte, bis die Fertigungsstraßen stillstehen“, sagte ACEA-Verbandschefin Sigrid de Vries.

Laut dem Herstellerverband greifen die Autobauer derzeit verstärkt auf Reservebestände zurück, die „rapide“ zur Neige gehen. Einige gehen daher davon aus, demnächst die Produktion einstellen zu müssen. Hintergrund des Chipmangels sind vor allem Lieferengpässe beim Chip-Hersteller Nexperia, den die niederländische Regierung Ende September unter ihre Kontrolle gestellt hatte. Nexperia gehört zum chinesischen Konzern Wingtech, weshalb die chinesische Regierung die Produkte Anfang Oktober mit einem Exportstopp belegte.

Es gebe zwar „alternative Lieferanten“, teilte ACEA mit. Allerdings werde es „viele Monate dauern“, zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, die die Versorgungslücke schließen könnten. Die schlimmsten Auswirkungen des Chipmangels seien früher zu spüren.

Wir fordern alle Beteiligten dringend auf, ihre Bemühungen zu verdoppeln, um einen diplomatischen Ausweg aus dieser kritischen Situation zu finden.

„Diplomatie und politischer Druck auf Chinesen“
„Wir fordern alle Beteiligten dringend auf, ihre Bemühungen zu verdoppeln, um einen diplomatischen Ausweg aus dieser kritischen Situation zu finden“, sagte de Vries. „Kurzfristig könnten Diplomatie und politischer Druck die Chinesen dazu bewegen, ihren Exportstopp aufzuheben“, meinte auch Wolfgang Weber, Geschäftsführer vom Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Grundsätzlich müssten Politik, Industrie und Gesellschaft aber „gemeinsam resilienter“ werden.

Die EU-Kommission arbeitet laut eigener Aussage bereits an „dringenden Lösungen“ im Konflikt zwischen der niederländischen Regierung und der chinesischen Führung. Am Donnerstag reist eine chinesische Delegation für Verhandlungen über Seltene Erden nach Brüssel, in der Sitzung wird wohl auch über Chips gesprochen werden.

IHS: „Keine größeren Auswirkungen auf Österreich“
Holger Bonin, Chef vom Institut für Höhere Studien (IHS), erwartet durch den Chipmangel in der deutschen Autoindustrie keine größeren Auswirkungen auf Österreich. „Für dieses Jahr wird es nicht mehr viel ausmachen“, sagte Bonin am Mittwoch. Das „größere Risiko“ für Österreichs Wirtschaft sei die US-Zollpolitik. Die EU hat den USA beim Abschließen des Zolldeals auch 600 Milliarden Dollar (516 Milliarden Euro) zusätzlicher Investitionen in den Vereinigten Staaten zugesichert sowie versprochen, deutlich mehr US-Flüssigerdgas, -Öl und -Kernbrennstoffe zu kaufen.

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